ME CD Nr. 0610


Mit einer der besten deutschen Bands der 70er, einer der besten deutschen Bands der 90er und einer der besten deutschsprachigen Bands der 00er. Und mit Afrotechno!

1. Die Fantastischen Vier

„Junge trifft Mädchen“

Es ist eine Ehre, die CD im ME mit einem Beitrag einer der allergrößten, wirklich, deutschen Popbands zu eröffnen: Die Fantastischen Vier stellen in diesen Tagen ihr achtes Album für dich immer noch fanta sie in die Läden. Mit dem Vorgeschmack „Junge trifft Mädchen“ behaupten sie sich in der gewandelten Sprechgesangswelt und zementieren ihren Status als einer von ganz wenigen deutschen Acts, mit dem man alt werden kann. Und: alt werden mag.

2. Neu!

„Crazy“

Fast 25 Jahre musste die Welt auf das letzte Studioalbum der Düsseldorfer Krautrock-Maestros warten. Weil sich seine Schöpfer, Überkauz Klaus Dinger und Superästhet Michael Rother überwarfen, weil der eine (Rother) eine gefälligere – wäre man böse, könnte man behaupten: kommerziellere – Richtung einschlagen wollte und der andere (Dinger) das doof fand. Nach Dingers plötzlichem Herztod im Jahr 2008 hat Rother das Album nun vollendet und brachte es kürzlich als Teil einer aufwendigen Vinylbox auf den Markt. Das Warten hat sich gelohnt. Aber so was von. Euphorischer Vorwärtsrock (Rother), unterbrochen von allerlei obskuren Wortfetzen und Schreien (Dinger). Riesengroß.

Albumkritik ME 5/10

3. Ash

„Neon“

Ash nehmen keine Alben mehr auf. Das mag nun nicht gerade viele aus Schock zum Freitod bewegen, war Ashs letztes Album twilight of the innocents schließlich nur ein lauer Aufguss alter Glanzwerke. Seit sie sich aber vom Albumdruck befreit haben und stattdessen alle zwei Wochen eine Single veröffentlichen, laufen Tim Wheeler, Mark Hamilton und Rick McMurray wieder zu Hochform auf. Bestes Beispiel: das hochmelodiöse „Neon“ aus ihrer aktuellen Singles-Sammlung A-Z Vol.1.

Albumkritik S. 86

4. Sophie Hunger

„Citylights Forever“

Mit ihrem 2008er-Album MONDAY’S GHOST erklomm Sophie Hunger auf Anhieb Platz eins der Albumcharts ihrer Schweizer Heimat. Doch schnell entfremdete sie sich von der Platte, schnell mussten neue Songs her. Zusammen mit Stephane Briat (Phoenix, Air) produzierte sie den Nachfolger 1983 (ihr Geburtsjahr) in Paris. Das Titelfoto, auf dem sich Hunger eine Hand pistolenartig an die Schläfe hält und die andere auf den Betrachter richtet, basiert übrigens auf einem Gemälde der österreichischen Künstlerin Maria Lassnig. Sophie Hungers Deutschlandtour beginnt am 17. Mai in Frankfurt am Main.

Story und Albumkritik ME 5/10

5. Jenny Wilson

„The Wooden Chair“

„Ein Fest der Selbstbestimmung in Pop. Die Welt braucht mehr Jenny Wilson!“, urteilt ME-Gourmet Oliver Götz in seiner Fünf-Sterne-Besprechung über das neue Album HARDSHIPS! der Singerin/Songwriterin aus dem schwedischen Blekinge. Fünf Jahre sind seit ihrem 2005er-Solodebüt LOVE AND YOUTH vergangen. Fünf Jahre, in denen die Wilson eingehend Missy Elliott, Beyoncé und mindestens auch Kate Bush studiert und aus diesem Wissen einen verführerischen Indie-Soul kreiert hat, den es so tatsächlich noch nicht gab.

Albumkritik ME 4/10

6. DJ Mujava

„Mugwanti/Sgwejegweje“

Zur Begleitung unseres Südafrika-Specials ein paar Seiten weiter. Nach einem der untypischsten Dancehits der vergangenen Jahre, „Township Funk“ mit seiner irren Synthielinie, steht nun der zweite Release in der westlichen Welt für den südafrikanischen DJ Mujava an: „Mugwanti/Sgwejegweje“ ist wie sein Vorgänger eine treibende Mischung aus Kwaito und House, diesmal allerdings mit Gesang. Zu finden auf dem Sampler AYOBANESS! THE SOUND OF SOUTH AFRICAN HOUSE des Münchner Indielabels Out Here Records, der die fettesten aktuellen Clubtracks von Johannesburg bis Durban zusammenfasst.

Südafrika-Special S. 70, Albumkritik S. 91

7. Dukes Of Windsor

„Runaway“

Neue Single der Exil-Australier, die, nachdem sie in ihrer Heimat bereits in ausverkauften Hallen spielen und Goldene Schallplatten an ihre Wände pinnen durften, nun von Berlin aus Europa erobern wollen. Quicklebendige, von Jonathan Burnside (Faith No More, Nirvana) produzierte Indie-Disco mit New-Order-Gitarrensolo. Am 14. Mai beginnt die Deutschlandtour des Quintetts: neun Dates von Berlin über Osnabrück bis Friedland.

Radar ME 5/10

8. Garish

„Dann fass ich mir ein Herz“

„Garish klangen noch nie so tanzbar und, im besten Sinne, altmodisch zugleich. Wienerlied, Tamburizza-Folklore, Morricone und Beach Boys? Auf jeden Fall nichts für die Indie-Disco. For heaven’s sake. Die Antithese zur Indie-Disco“, loben die immer und immer wieder fantastisch zu nennenden Ja, Panik ihre Vorbilder Garish im Presseinfo zu deren neuer Platte WENN DIR DAS MEINE LIEBE NICHT BEWEIST. Für österreichische Jugendliche, die sich auf Dorfdiskos fehl am Platz fühlen und rüscherltrinkend vom Aufbruch in eine andere Welt träumen, ist die 1997 gegründete Band um Sänger Thomas Jarmer so etwas wie hierzulande Tocotronic. Ein Heiligtum. Zeit wird’s, dass auch Deutschland in die Knie geht.

Albumkritik ME 5/10

Produktion Stephan Rehm