99 Problems und so


Wer gut gekleidet ist, entscheidet Wäis Kiani. Heute vor dem Stilgericht: Beyoncé und jay-z

Beyoncé und Jay-Z! Wow! Zwei, die so reich, schön, berühmt und erfolgreich sind, dass sie vor Kurzem im „Guinness Buch der Rekorde“ als Königspaar aller Powercouples geadelt wurden. Zu ihnen fallen einem sofort zwei Wörter ein: Cash und Hip-Hop. Das Leben, ein einziger Yacht-Ausflug, wie ein Red-Carpet-Besuch mit anschließender Award-Überreichung, oder wie ein Auftritt beim Neighbourhood Ball zur Vereidigung des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Bling goes Black Power Movement. Dabei vergisst man immer, dass die beiden eigentlich ein ziemlich unglamouröses Hardworking-Paar sind. Denn die Luft da oben ist dünn, wie wir alle wissen, und erfordert allerhöchste Konzentration. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum es noch keine niedlichen Kinder gibt, alle in Galliano, Dior und Burberry gekleidet. Beyoncé ist wohl dieser Tage eine der wenigen wirklichen afro-amerikanischen Stil-Ikonen, wie sie spätestens mit ihrem grandios gestylten Look in Lady Gagas Video „Telephone“ bewiesen hat. Danach wollten wir alle genau ihr Make-up und exakt diese Frisur. Auch wenn sich ein Team von Stylisten darum prügelt, Beyoncé und Jay-Z einkleiden zu dürfen, sehen die beiden (haben, sollten, dürfen Megastars überhaupt ein Privatleben besitzen?) auf sogenannten Paparazzi-Bildern ziemlich selbstbestimmt aus, was ihr modisches Erscheinungsbild anbelangt. Beyoncés Kombination aus Chanel-Tweedjacke und einer abgeschnittenen Jeansshorts ist auf den ersten Blick verstörend, aber dann erwischt man sich dabei, wie man denkt: „Genau solche Shorts hab ich auch noch irgendwo im Schrank und auch so eine Tweedjacke von Rena Lange dazu … denkdenk… kann ich anziehen.“ Huch! Schon wurde ihr Look kopiert. Bei den Accessoires sieht man jedoch förmlich noch den Straßenstaub ihrer Vergangenheit: Absätze in dieser Höhe und rote Louboutin-Sohlen gelten nur noch bei den allerletzten Neuzugängen im Club der Champagnerspritzer als cool, passen aber wiederum zu Jay-Zs vorgefertigten Rissen in der Designerjeans. Dazu die goldene Rolex und die dicken 1984-Run-DMC-Goldketten, nun ja, they’ve worked hard for their money. 99 problems und so. Wenigstens ein Problem scheinen die beiden Königskinder nicht zu kennen. Daran, dass Shawn Carter immer so brav hinter seiner Beyoncé hertrotten muss, wird zumindest klar, wer bei diesem Powercouple die Hosen anhat. Aber auch ein King Of Rap kann eben nicht alles haben.

Wäis Kiani Die Mode-Kolumnistin und Bestseller-Autorin („Stirb, Susi!“) schreibt und lebt in Zürich.