8 Meeting People Is Easy
Eine große, wichtige Band in einer prägenden Karrierephase zu erwischen: Da hat Grant Gee Glück gehabt obgleich es wohl kein großer Spaß war, diesen Film zu machen. Seine Doku über Radioheads 1998er-Welttournee zu Ok computer, die die Band an den Rand des Burnouts führte, ist eine Art grenzpsychotisches „Dont Look Back“, die dunkle Antimaterie zu „A HardDay’s Night“ über eine Gruppe überforderter Individuen, die durch die Hype-/Verwertungsmaschine des modernen Musikgeschäftes gedreht wird. Dabei macht Gee den betäubenden Wahrnehmungsoverkill, die Paranoia und das Gefühl der Entwurzelung nachfühlbar, schichtet Bild und Tonebenen übereinander,zerhackte Konzertszenen, ständig im Hintergrund brabbelnde Nichtigkeiten, die ewig gleichen (im Zweifelsfall doofen) Reporterfragen, das 978. Interview, der 492. Fotoshoot, verklemmtes Herumstehen auf Plattenfirmen-Events, in TV-und Radiostudios verdichten sich zum Grundrauschen eines seelesaugenden Industriebetriebes— und mittendrin ein zunehmend am Rad drehender Thom Yorke und seine auslaugende Band. „Meeting People Is Easy“ ist ein (Grusel)Film,der ziemlich essenziell ist für das Verständnis von Radiohead und ihre Beweggründe als Band sowie die Mechanismen des Musikgeschäftes ganz allgemein.
Szenenapplaus: Es gibt inmitten der Stress-Ödnis aber auch erhebende Musikmomente. Der tollste:die Platzierung des grandiosen „Palo Alto“im Bild-und Ton-Mix des Films.