5 Fragen an Pharrell Williams
Der Produzent und N*E*R*D*-Chef über den Zusammenhang zwischen Musik &. Hautfarbe
1 Darf ich mal eine blöde Frage stellen? Mit deiner Band N*E*R*D machst du Musik, die mehr Rock als HipHop ist. Warum gibt es eigentlich außer euch und Lenny Krauitz so wenige afro-amerikanische Künstler, die mit verzerrten Gitarren spielen ?
Man vergisst leicht, dass Hendrix der König der Könige war. Er war unglaublich. Während andere Leute die Talkbox entwickelt haben, hat er einfach nur mit seinen Fingern die Gitarre zum Sprechen gebracht. Und Bo Diddley hat einige der berühmtesten Rock’n’Roll-Licks überhaupt erfunden. Shuggie Otis war auch enorm einflussreich für den Rock’n’Roll, auch wenn er streng genommen etwas anderes gemacht hat.
2 Keine Frage. Aber ist der Rock nicht doch spätestens seit dem Punk überwiegend „weiß“? Und gibt es auf der anderen Seite nicht auch auffällig wenige weiße Künstler, die erfolgreich Soul, R’n’ß und Hip-Hop machen? Für mich ist Rock’n’Roll nicht unbedingt weiß. Fragmal Gwen Stefani, welche Bands No Doubt beeinflusst haben: Fishbone, Bad Brains, alle möglichen Ska-Bands… Aber Musik hat sowieso keine Hautfarbe. Sie ist lediglich ein Produkt deiner Umgebung. Als Grandmaster Flash und Meile Mel „The Message“ geschrieben haben, haben sie erzählt, was in ihrer Neighborhood los war. Sid Vicious und die Sex Pistols haben über ihre Welt geschrieben. Hautfarbe spielt da keine Rolle.
3 Lässt deine Musik Rückschlüsse darauf zu, in welcher Welt du aufgewachsen bist?
Du musst nur die Ohren aufmachen: Meine Musik ist keinem Genre zuzuordnen. Sie ist eine Mischform, in der du alles finden kannst. Aber wie gesagt – Hautfarbe hat noch nie eine Rolle in der Musik gespielt. Ich hab gerade erst herausgefunden, dass ein wichtiger Song der Beach Boys, den sie 1973 fü r das Album Holland aufgenommen haben, von Blondie Chaplin gesungen wurde: „Sail On, Sailor“. Chaplin war schwarz.
4 Das neue N*E*R*D-Album heißt seeing sounds. Am Anfang der Platte sagst du, dass du Klänge tatsächlich sehen kannst. Wie kann man sich das vorstellen?
Bevor die Aufnahmen beginnen, spüre ich, m welche Richtung das Ganze gehen soll. Das hat viel mit Gefühlen zu tun. Musik wird ja sowieso immer auf der Gefühlsebene wahrgenommen. Ich hab dazu gerade ein Buch von dem Komponisten Slonimsky gelesen. Das war ein Russe, ein brillanter Typ, ich glaube „Giant Steps“ von John Coltrane basiert auf einer seiner Aufwärmübungen. Er erzählt von Experimenten, bei denen Leute ihre Gefühle bei bestimmten Akkordfolgen beschrieben haben. Er zeigt, dass gewisse Muster von Menschen immer als traurig empfunden werden – deshalb ist der Blues der Blues. Andere Muster haben auch eine ganz andere Wirkung, sie machen zum Beispiel Salsa und Merengue red hof. Niemand erfindet also mit seiner Musik das Rad neu, auch wir nicht.
5 Erlebt der HipHop zur Zeit seine erste Krise?
HipHop verändert sich nur – genau wie jedes andere langlebige Genre.
Es gab eine Zeit, in der N.W. A. der heißeste Scheiß überhaupt waren. Aber dann kamen A Tribe Called Quest. Und dann Biggie. Es geht immer weiter. Das Gleiche passiert ja auch im Rock: Grunge hat zum Beispiel die klassischen langhaarigen Hardrock-Bands komplett ausgelöscht.
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