5 Fragen an Campino


Keine Luschen! Neue Perspektiven für Campmo: Das Sprachrohr und Medienbollwerk der Toten Hosen als Überfallopfer, frischgebackener Vater, neugieriger Musik-Fan und Bohrer dicker Bretter.

1 „Macht es eigentlich Spaß, Promi zu sein?“ Dauernd erkannt zu werden, kann sehr ätzend sein. Andererseits hast du’s auch als Anonymer nicht leicht. Letztens wurde ich in Athen im Taxi überfallen. Ich bin in eine Karre ohne Taxameter reingeschoben worden, hundert Meter später stieg ein anderer ein. Beim Zahlen guckten beide auf mein Portemonaie, fuhren in eine Seitenstraße und bremsten hart. In dem Moment war mir klar, jetzt aber raus! Die beiden rannten hinter mir her, ich bin in einen Vorgarten gesprungen, um die loszuwerden. Das Leben als Otto Normalverbraucher kann verdammt anstrengend sein.

2 Folgen eure Alben einem bestimmten Muster? Es gibt eine bestimmte Mischung, die wir haben wollen. Manchmal empfinde ich, dass das Pendel zu sehr in eine Richtung schlägt, dann kriege ich Panik. Dann müssen noch mehr Songs der anderen Sorte her, um die Balance zu halten. Ich will keine Platte voller fake-Songs haben, aber wenn ab und zu einer dabei ist, wirkt er stärker. Gleichzeitig hilft es, die tiefergehenden Songs zu relativieren, ohne dass der Hörer meint, die sind dauernd am Predigen.Eins ist klar, wir sind keine Luschen-Band! Das sind Kapellen, von denen du sagst, die können ja ganz gut mit Streichern umgehen, aber wo ist das alte Brett geblieben?

3 Hat eine „Volksband“ wie Die Toten Hosen die Möglichkeit zu Experimenten? Bowie hat davon gelebt, in Rollen zu schlüpfen. Jetzt, wo er mit dem Rollenspiel aufgehört hat, gefällt er mir am besten. Auf der anderen Seite gibt es AC/DC, die ihren Stil eisenhart konservieren. Wir versuchen, Veränderungen zuzulassen, einen Weg zwischen diesen beiden Extremen zu finden. Für mich ist es keine Beleidigung, wenn man sagt, dieser Song ähnelt einer anderen Band. Ich bin immer noch Fan von Musik, folge den Charts und höre, was Freunde wie etwa die Beatsteaks so machen.

4 Als Texter hast du Schwerpunkte, die seit Jahren immer wieder auftauchen. Es gibt vielleicht sieben Grundthemen, die alle Menschen immer wieder interessieren: Liebe, Glück, Glaube, Sinn des Lebens etc. Die Themen verschieben sich jedoch ständig. Jetzt bin ich Vater und sehe viele Dinge mit anderen Augen. Ich will mit meinem Elterngeschwätz niemand nerven, deshalb ist nichts davon auf der neuen Platte. Vaterschaft ist ein neues Abenteuer für mich, in dieser Sache bin ich kompletter Anfänger.

5 Wie hat euer persönliches Verhältnis sich 22 Jahre nach der Debütsingle „Wir sind bereit“ verändert?

Früher wollten wir eine Gang sein. Deshalb hatten wir dieses Ding mit den gleichen Klamotten – nach dem Motto: Wir sind wir, und ihr seid die anderen! Irgendwann kam für jeden von uns die Frage: Wer bin ich in der Gang? Dann hat jeder seine Rolle ausgecheckt, worauf es etwas ruppig wurde. Heute braucht man sich nicht mehr beweisen. Ich brauche vor keinem der anderen den Taffen oder Weichen zu spielen, die kennen mich besser als jede Frau auf dieser Welt. Das vereinfacht viel, doch wir haben trotzdem nicht aufgehört, uns die Meinung zu sagen.