41 Zur großen Freude der Fans warder neue David Bowie wieder der ganz der alte und spielte brillante Gigs.
Glaubte man Fans und Kritikern bis Juni 2002, war das Allerbeste an David Bowie, dass er sich "chamäleongleich" immer wieder neu erfand: vom Mod zum Astronauten zum Dandy.
Vom Dandy zum androgynen Alien zum Salonlöwen zum kraftwerkelnden Ästhetikingenieur. Glaubt man Fans und Kritikern seit Juni, ist das Allerbeste an David Bowie, dass der neue Bowie wieder der alte ist. Klingt komisch, ist aber so. Doch bevor wir über so viel Identitätsspitzfindigkeiten das Gehör verlieren, legen wir „Heathert“ auf und tauchen ein in elegischen Breitwandpop, in Szene gesetzt mit dämonischer Vielschichtigkeit und majestätischer Erhabenheit. Hier mit Streichern schraffiert, dort von retrofuturistischer Elektronik ausgeleuchtet oder aus PeteTownshends Gitarre herausgemeißelt. Doch bevor wir vor lauter Schwelgen in bowieistischsten Klangwelten das Gehirn verlieren, erinnern wir uns an sein triumphales Bühnencomeback. Jahre nachdem er sich, ihrer überdrüssig, seiner alten Songs „für immer!“ entledigt hatte, startete er seine Sets wieder mit „Life On Mars“, sang „Farne“, „Fashion“, „Heroes“ und „Ziggy Stardust“, coverte Neil Young und die Pixies, scherzte und spielte im Kölner E-Werk die gesamte „Low“-LP (bis auf „Art Decade“, hüstel) von 1977 als Quasi-Zugabe. Brandnew, you’re retro! Aber ganz groß.