2000 – 2015: 15 Thesen über 15 bewegte Pop-Jahre
Festivals grassieren, Schlager regiert, die Retromania wütet, Streams ersetzen Downloads: In den 15 vergangenen Popjahren ist viel passiert. Wir fassen die High- und Lowlights mal in 15 Thesen zusammen.
10. AUF JEDE WIESE EIN FESTIVAL
2002 fand das letzte „Bizarre“-Festival statt, lange das einzige namhafte Indie-Open-Air im Land. Doch seit Ende der Neunziger sind Dutzende neue solcher Festivals entstanden. Auf jeder Wiese eine Bühne, aber auch in den Großstadtparks – so ein Wochenendflug kostet ja nichts: Man stellt heute einfacher eine Reisegruppe zum Primavera nach Barcelona auf die Beine als eine Skat-Runde. Ganz klar: Mit Festivals kompensieren Musikfans die verloren gegangene Tonträger-Magie.
11. DAS INTERNET HAT DIE CD KAPUTT GEMACHT
Im CD-Regal direkt nebeneinander: 69 LOVE SONGS von den Magnetic Fields, THE SOFT BULLETIN von den Flaming Lips. Gehören zusammen wie Fix & Foxi. Die gab es 1999 überhaupt nur auf CD. Doch was sagt der Zeitgeist: „Schmeiß weg, hör den Stream!“ Das Internet hat – als Teil der Retromania – das Vinyl gefördert. Aber es hat auch die CD zerstört. Klar, den Dingern geschieht es recht. Aber was wird aus unseren alten Heiligtümern im Regal?
12. MUSIKER WERDEN BUSINESS-LEUTE
Der ehemalige Dunkelfürst Trent Reznor ist heute „Chief Creative Officer“ bei Beats Electronics, Dr. Dre’s Audio-Unternehmen, das nun zu Apple gehört. Statt animalischer Fickwünsche erzählt er uns einen von „potential“, „future“ und „consumer“. Das gilt länger auch schon für Jay-Z, der unter Mithilfe von Kanye West, Madonna und Jack White seinen eigenen Streaming-Dienst an den Start bringt. U2 sind Oldschool, sie lassen ihr Geld verwalten. Wer heute etwas auf sich hält, macht es selbst.