2. Summer Rock Festival
Sicher wird man es in guter Erinnerung behalten, dieses zweite, von Mama-Concerts organisierte Rockfestival in Frankfurt. Im Gegensatz zum ersten Summer-Festhral, das auch in Berlin über die Bühne ging, waren diesmal nicht nur Mittelklasse-Bands, sondern wirklich Top-Gruppen im Programm. Bedientes Wetter hatte ausserdem dafür gesorgt, dass das Radstadion von ca. 20 000 Festival-Freaks besucht wurde.
Nun, nach längerer Abwesenheit konnte man Marsha Hunt endlich mal wieder ‚live‘ erleben. Sie trat ziemlich zu Beginn des ersten Festival-Tages mit ihrer Band ’22‘ auf. Das letzte Mal machte sie vor einigen Monaten Schlagzeilen, als sie sich ihre gewaltige Afro-Look Haarpracht hatte abschneiden lassen. Marsha liess sich nur sehr kurz auf der Bühne blicken und nach jedem Songtitel verschwand sie für einige Augenblicke hinter die Lautsprecher-Boxen, um ihr mitgebrachtes Baby zu beruhigen. Bekanntlich halten sich ja die Gerüchte, dass Mick Jagger der Vater dieses Spösslings sein soll.
COMEBACK FÜR SPENCER DAVIS GROUP
Als Überraschung kann man es bezeichnen, dass es den Mama-Leuten gelungen ist, die wiederauferstandene Spencer Davis Group an Land zu ziehen. Spencer schien ja schon beinahe in Vergessenheit geraten zu sein. Die Frankfurter Festival-Besucher konnten erleben, wie er in perfektem Deutsch seine neue, alte Band vorstellte – natürlich gehörte das Organist/Drummer-Duo Hardin & York auch dazu. Das wiedervereinigte Team kam beim Publikum sehr gut an – kein Wunder, denn alte Spencer Davis Songs wie ‚Gimme Some Loving‘ oder Tm A Man‘ sind natürlich in der immer noch laufenden ‚Oldies‘-Welle gefragte Titel. Auf die ME-Stamm-Leser wartet bereits eine Farb-Story, die in der nächsten Ausgabe erscheinen wird.
NAZARETH UND TEMPEST
Eine der grossen Hard-Rock Entdeckungen dieses Jahres, über die wir im letzten ME bereits ausführlich berichteten, ist die schottische Band Nazareth. Sie waren sowohl auf dem ersten, als auch auf dem zweiten Summerfestival vertreten. Falls jemand Nazareth immer noch nicht kennt, sollte er sich unbedingt mal die neue in den englischen Hitlisten raketenhaft aufsteigende Single ‚Bad Bad Boy‘ anhören. Jon Hiseman, dessen Zeit als Colosseum-Drummer schon sehr lange zurückliegt, hatte vor einem knappen Jahr die vierköpfige Rock-Band Tempest‘ gegründet. In Frankfurt zeigte sich, dass diese Band inzwischen auf drei Musiker zusammengeschrumpft ist. Doch mehr darüber in einem exklusiven Hiseman-lnterview in der folgenden ME.
CHUCK BERRY -DER GROSSE ALTE MANN DES ROCK’N’ROLL
Der Festival-Sonntag brachte eine echte Sensation. Wie aus heiterem Himmel und ohne, dass es auf den Plakaten angekündigt war, erschien Chuck Berry auf der Bühne. Er verwandelte das Radstadion in einen wahren Hexenkessel. Zwar hat der ‚grosse, alte Mann des Rock’n‘ Roll‘ ein paar üble Angewohnheiten (Häufig spielt er nur Zugaben, nachdem er von den jeweiligen Veranstaltern eine zusätzliche Gage ‚erpressf hat!), aber ansonsten wirkt er noch heute so frisch und locker, wie schon vor vielen, vielen Jahren, als bereits die. Beatles und die Stones von ihm schwärmten.
BLACK SABBATH KAM NICHT
Wie Dereits angedeutet, hatten sich für die zwei ‚Mama‘-Tage eine erstaunliche Menge grosser Namen angekündigt. Black Sabbath erschienen zwar nicht, aber über diesen ‚Schönheitsfehler‘ konnte man hinwegsehen, standen doch nach dem Chuck Berry-Gig noch Sly & The Family Stone, Rory Gallagher sowie Rod Stewart & The Faces auf dem Programm. Sly Stone und seine Funky-Familie kamen tierisch gut an – kein Wunder bei den vielen amerikanischen Zuschauern, die beinahe 60% des gesamten Publikums ausmachten. Auch Rory sorgte für ’ne Bombenstimmung. Spätestens bei ‚Goin‘ To My Hometown‘ war das Radstadion eine einzige grosse Band. Den Abschluss des 2. Summer Rock Festivals bildeten Rod Stewart & The Faces. Für die Faces war dieser Gig der erste Auftritt in Deutschland, bei dem der japanische Ex-Free Bassist Tetsu mit von der Partie war. Klar, dass es auch für Rod und seine Jungs stürmischen Beifall gab. Insgesamt darf man wirklich von einem gelungenen Festival sprechen, worüber sich vor allem – und zu recht – die Leute von ‚Mama-Concerts‘ freuen können.