11 Fakten über den Zündfunk


Am 2. Januar 1974 ging das Jugendprogramm auf Bayern 2 zum erstenmal auf Sendung. Zu den Mitarbeitern zählten Karl Bruckmaier, Bernhard Jugel und Thomas Meinecke. Das Zündfunk-Programm verbindet von Anfang an Pop und Politik. Während die Musikredaktion Pop-Trends abseits des Mainstreams nachspürt, bemüht man sich um eine unabhängige und kritische Berichterstattung über Hausbesetzer, den Punk-Untergrund und die Proteste in Wackersdorf. Später kommen der deutsche Herbst, die Friedensbewegung und der Rechtsextremismus als wichtige Themen hinzu. Auch der Lebensalltag der DDR-Jugendlichen findet hier ein Forum – worauf die Sendung selbst von BR-Oberen als „Radio Rotfunk“ und „DDR-Propaganda“ geschmäht wird. Dem Zündfunk aber bringt es Säcke voller Hörerpost aus der DDR.

2 Das Konzept des ersten Redaktionschefs Christoph Lindenmeyer, seinen Autoren „freie Hand zu lassen“, solange sie auf gute Recherche und korrekten Journalismus achten, ging offensichtlich auf. Unter anderem erhielt der Zündfunk den RIAS Award, den Axel-Springer-Preis für junge Journalisten, den New York Radio Festival Award in Silber und Gold und den Glashauspreis der IG Medien.

3 Gäste dürfen beim Zündfunk nicht nur Statements abliefern, sie avancieren selbst zu Radiomachern.

So wurden immer wieder junge Autoren eingeladen, die Sendung aktiv mitzugestalten; u. a. kamen Rainald Goetz, Romuald Karmakar, Herbert Achternbusch, Max Goldt und die spätere Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek im Zündfunk erstmals ausführlich zu Wort. Im „Gästemix“ betätigen sich die Interviewpartner außerdem als DJs.

4 1991 lief im Zündfunk die bundesweit erste Techno¿T Sendung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Ralf SummeTS „Ravetracks“.Hiergabesu. a. den ersten Live-House-Mix von DJ Hell zu hören.

5 Sandra Maischberger sammelte 1992 beim Zündfunk erste Radioerfahrungen: In Erinnerung blieben ihr die Nächte, in denen sie stundenlang Demo-Kassetten bayerischer Nachwuchsbands anhörte, um daraus eine Sendung zu basteln. Viele Zündfunk-Autoren kommen aus dem bayerischen und Münchner Pop-Untergrund, so etwa Roderich Fabian (Zusatzzahl), Carl Ludwig Reichert (Sparifankal), Achim Bogdahn (Isar 12) und Valerie Trebeljahr (Lali Puna).

6 Seit drei Jahrzehnten nimmt der Zündfunk Underground-Trends im Pop als „Privatschrutlen“ seiner Moderatoren vorweg: Country-Schnulzen dürfen hier neben Detroit-Techno-Brettern koexistieren, äthiopischer Soul neben deutschem Hip-Hop-Untergrund. Zündfunk-DJs mixen sogar Death Metal mit Techno (Die Klage eines BR-Intendanten, daß „selbst mein Hund bellt bei der Musik“, soll in der Redaktion für große Heiterkeit gesorgt haben.)

7 Sabine Gietzelt spielte als erste überhaupt Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ im Radio-von einer schlecht aufgenommenen Promokassette und zu einem Zeitpunkt, als noch kaum jemand etwas mit dem Namen Kurt Cobain anfangen konnte. Außerdem verdanken u. a. Bernd Begemann, Calexico, Franz Ferdinand, Helge Schneider, Tocotronic, The Notwist und Adam Green ihren Durchbruch hierzulande zu einem nicht geringen Teil dem Zündfunk. Green etwa durfte 2003 als noch fast völlig unbekannter Musiker einen einstündigen „Gästemix“ bestreiten.

8 Maximilian Schönherr startete 1987 mit „Bit Byte Gewissen“ das erste Computermagazin im Hörfunk – zu Zeiten, als noch niemand einen Laptop besaß und Namen wie Commodore und Atari noch die Zukunft versprachen: „Ich habe irgendwann angefangen, das Telefon die ganze Sendung offen zu halten und die Hörer fast beliebig eingreifen zu lassen: Wenn einer gesagt hat, dieses Stück gefällt mir nicht, habe ich den Regler sofort zugedreht.“

9 Der Zündfunk interviewte Legenden wie Jeffrey Lee Pierce und Johnny Cash und schickte außergewöhnliche Konzerte als Mitschnitt in den Äther, von John Delafose &.The Eunice Playboys bis zu den Dead Kennedys. Als Bernhard Jugel allerdings neben Pophits aus Zaire, Brasilien und dem Balkan auch den von dem Chilenen Alvaro Pena-Rojas gesungenen Song „Drinking My Own Sperm“ über den Äther schickte, bekam er einen bösen Brief aus den oberen BR-Etagen.

10 Der Nachwuchswettbewerb „Unter unserem Himmel“ fördert heimische Musiker nicht nur mit On-Air-Präsenzund Live-Konzerten. Bei regelmäßigen Demokassettentests werden die besten Einsendungen auf CD veröffentlicht – unter thematischen Mottos wie ALLES ALBERT (Einstein) und dem Rhythmus sein brudern bekommen hier auch Kuriositäten wie „Weißbier schrei“ von den 3 Raketen ihre Chance.

11 Dem Zundfunk, wie wir ihn kennen und lieben droht das Aus. Im April 2006 wurden Pläne des BR bekannt, den Zündfunk zugunsten einer eigenen Jugendwelle des Bayerischen Rundfunks zu zerschlagen. Das künftige Format soll „Jugendliche bis 30 Jahre“ ansprechen und ausschließlich über DAB-Digitalradio zu empfangen sein – nur 900 Hörer besitzen bisher einen entsprechenden Empfänger. Die Aktion „Zündfunk retten!“ engagiert sich gegen die Zerschlagungspläne.

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