Peter Gabriel

I/O

Virgin/Universal (VÖ: 8.12.)

Der Pop-Doyen geht thematisch in die Vollen: Diesmal erhält jeder Song zwei Versionen im Mix.

Die bright (vulgo: sunny) und die dark side of life sind im ewigen Themen-Ranking des Pop sowieso spitzengruppenverdächtig. Nur, dass ein Künstler jedem seiner neuen Songs gleichermaßen eine Bright- und eine Dark-Version zukommen lässt, ist dann doch mehr als eine Meldung wert. Und der Künstler heißt auch noch Peter Gabriel. Er hat diese Versuchsanordnung gewählt und die zwölf Songs in die Hände von Mark „Spike“ Stent“ (bright) und Tchad Blake (dark) gegeben, die Nuancen herauskitzeln, im Versuch, den Stimmungsbildern kräftige Farben zu verleihen.

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Es braucht keine 50 Sekunden im Eröffnungstrack „Panopticom“, um dieses Album dem Ex-Genesis-Sänger zuzuorden, das ist die Stimme, die auch schon den „Solsbury Hill“ 1977 gemeistert hat, sie ist hier nur etwas tiefer in den Raum gemischt. Das Panoptikum, ein Baukonzept, das sich als Ordnungsprinzip für Überwachungsgesellschaften etablierte, wird in Gabriels Neuauflage auf den Kopf gestellt. Die ehemaligen Untertanen überwachen die Machthaber, Brian Eno lässt die Synthies wie einen Wind Of Change durch den Raum ziehen. Und sonst?

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Es gibt melancholisch-sinfonische Popsongs wie „Playing For Time“, „Love Can Heal“ und den Titelsong „i/o“, angefunkte Elektrosingspiele („The Court“) und groß geratene Pop-Triumphbögen, eingespielt mit Soweto-Gospel-Chor und Orchester und zahlreichen Gastmusikern. Toleranz, Vergebung, Tod, Trauer und Terrorismus – Gabriel hat die Agenda nicht eben klein angelegt, die Umsetzung in Song und Sound wird dem textlichen Anspruch aber nicht immer gerecht. I/O ist auf jeden Fall ein Album geworden, das in seinem umfassenden, zeitlosen Ansatz ein veritables Studien-Objekt abgibt, bringt auch die Erkenntnis, dass bright und dark manchmal gar nicht so weit voneinander entfernt sind, musikalisch jedenfalls.

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