„Weniger als ein T-Shirt“: Musiker verdient mit einer Million Plays knapp 17 Dollar
US-Künstler veröffentlicht Einnahmen aus Musik-Streaming. Bands wie Pink Floyd kritisieren Petition des Internet-Radios Pandora.
Der große Erfolg der Streamingdienste hat vor allem einen Grund: den kleinen Preis. Für eine monatliche Gebühr zwischen fünf und zehn Euro erhält man Zugriff auf Millionen von Songs. Viele Dienste wie das Internet-Radio Pandora in den USA bieten ihre Leistung gar kostenlos an – und schalten dafür Werbung. Neben den Kosten für Technik und Personal sind es vor allem die Musikrechte, die mit den Einnahmen bezahlt werden müssen. Geld, das schlussendlich den Schöpfern der Musik zukommen soll. Wie viel diese genau verdienen, zeigt die aktuelle Veröffentlichung des US-Musikers David Lowery.
David Lowery (Camper Van Beethoven) ist kein Superstar. Dennoch haben er und seine Band Cracker es mit ihrem Song „Low“ zu einem veritablen Erfolg gebracht. Alleine beim Internet-Radio Pandora, das nur in den USA verfügbar ist, wurde der Song im vergangenen Quartal 1.159.000 mal gespielt. „Low“ ist ein Hit, seine Band ein kleiner Internet-Hype. Nur die Einnahmen sprechen eine andere Sprache: Für die mehr als eine Million Plays bei Pandora verdiente Lowery genau 16,89 Dollar. „Das ist weniger als ich mit dem Verkauf eines einzelnen T-Shirts verdiene“, bemerkt der Musiker zynisch auf der Internetseite The Trichordist.
Cracker – „Low“
Da Lowery als Sänger nur 40 Prozent der Rechte am Song besitzt, werden ihm auch nur 40 Prozent der Tantiemen ausgezahlt. Die Einnahmen für die ganze Band belaufen sich laut Lowery auf 42,25 Dollar. Dennoch, im Vergleich ist das ein noch geringerer Wert als ohnehin. Der Streaming-Dienst Spotify schüttet für 116.260 Plays immerhin 12,05 Dollar an Lowery aus, pro Song also rund sechsmal mehr als Pandora. Im Gegensatz dazu verdiente er für 179 Plays beim Satelliten-Radioanbieter Sirius XM 181,94 Dollar. Beim terrestrischen US-Radio waren es immerhin noch gut acht Cent pro Ausspielung.
Es sind also vor allem Streaming-Dienste, die sich für Musiker finanziell nicht zu lohnen scheinen. Insbesondere die Einnahmen durch Pandora sind verschwindend gering. Dennoch plant der Internet-Radiodienst den Gewinnanteil der Musiker weiter zu senken. Pandora-Chef Tim Westgreen ruft derzeit in einem Brief Musiker dazu auf, ihn bei einer Petition an den US-Kongress zu unterstützen, mit der die Tantiemenregelungen der RIAA (das US-Gegenstück zur GEMA) zu Gunsten von Streaming-Diensten geändert werden sollen. Unterm Strich würde das bedeuten: bis zu 85 Prozent weniger Einnahmen für Musiker.
Doch gegen dieses Vorhaben formiert sich namhafter Widerstand. Bereits im letzten Jahr bekundeten 125 Musiker (zum Beispiel Bryan Adams, George Clinton und Kati Perry) in einem offenen Brief an Pandora ihre Sorge über diese Entwicklung. Roger Waters, David Gilmore und Nick Mason von Pink Floyd machten nun ihrem Unmut in einer Kolumne der Zeitung USA Today Luft. Darin entlarven sie den Aufruf Pandoras als Trick, mit dem Musiker der Kürzung ihrer eigenen Tantiemen zustimmen sollten. Angesichts der rund 235 Millionen Dollar, die Pandora mit seinem Börsengang einnehmen konnte, sei es verwunderlich, dass ein Unternehmen, das Musik bereitstelle, sich darüber beschwere, dass Musik der teuerste Posten im Budget sei.