Virgin Mountain :: Dagur Kari, Island 2014
Ruhig, unaufgeregt und mit staubtrockenem nordischen Humor begleitet „Virgin Mountain“ seinen Protagnonisten auf der spät angetretenen Reise Richtung Erwachsenenleben.
Der introvertierte Fúsi ist mit 43 Jahren und knappen zweihundert Kilo auf der Waage der titelgebende „jungfräuliche Berg“. An diesem Zustand scheint sich auch in absehbarer Zeit nichts zu ändern. Fúsi wohnt immer noch bei seiner zunehmend an ihm verzweifelnden Mutter und pflegt als einzige Hobbys das Nachstellen von Weltkriegsschlachten mit handbemalten Panzer-Modellen sowie das Feintuning von funkferngesteuerten Miniaturautos. Von seinen Mitarbeitern bei der Gepäckabfertigung am Flughafen regelmäßig gehänselt und auch sonst sozial arg isoliert, hat das hünenhafte Mannkind kaum Kontakt zur Aussenwelt und verschanzt sich hinter der penibel eingehaltenen Routine seines Alltags. Ob Paintballspielen mit Kollegen samt anschliessedem Besäufnis oder die vorsichtige Freundschaft mit einer Nachbarstocher – sämtliche Versuche des schüchternen Außenseiters seine bedrückend kleine Komfortzone zu verlassen, enden mit immer neuen Erniedrigungen.
Bis er bei einem Tanzkurs, den er zum Geburtstag vom Freund seiner Mutter geschenkt bekommt und zu dem er sich widerwillig schleppt, die quirlige Sjöfn trifft, die ihn allmählich aus seinem Schneckenhaus lockt. Sjöfn hat aber selbst an Problemen zu kauen. Ruhig, unaufgeregt und mit staubtrockenem nordischen Humor begleitet „Virgin Mountain“ seinen Protagnonisten auf der spät angetretenen Reise Richtung Erwachsenenleben. Dass Regisseur und Autor Dagur Kari dabei warmherzig und anrührend bleibt ohne in schmalztriefende Sentimentalitätsfallen zu tappen, macht sein stets auch überraschendes Verliererporträt zur ungewöhnlichen Romantikkomödie.
mit Gunnar Jönsson und llmur Kristjánsdóttir
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