The Wave Pictures
Bamboo Diner In The Rain
Moshi Moshi/[PIAS] Coop/Rough Trade
Locker dahingespielter Indie-Blues-Rock der leidenschaftlichen Handwerker.
The Wave Pictures beschreiben sich selbst am besten: „Eine Indie-Rock-Band ohne jeden Indie-Rock-Einfluss.“ Zur Zielgruppe gehören Leute, die freie Gitarrenmusik mögen, aber keinen Bock auf die selbstgerechten Gesten des Indie-Rock haben, der sich und seine vermeintliche Authentizität so unglaublich wichtig nimmt. Wobei man sich Sänger, Gitarrist und Songwriter Dave Tattersall nicht als bescheidenen Kerl vorstellen darf.
Zum neuen Album gibt es einen Text, in dem er sich fragt, warum die junge Generation mit ihren digitalen Devices Robotern beim Singen zuhört, wenn es doch genau diese Roboter sind, die eines Tages die Menschheit auslöschen werden. „Hört lieber The Wave Pictures“, fordert er. „Wir werden eines Tages der Soundtrack des Widerstands sein.“ Schönes Bild: Künstliche Intelligenzen zerstören die Welt, als letztes Bestehen bleibt eine Vinylausgabe von BAMBOO DINER IN THE RAIN, irgendwo im Regal eines Plattenladens in Hull. Wenn dann WALL-E auf die Erde kommt, um aufzuräumen, hat er wenigstens gute Musik.
The Wave Pictures haben 2012 mit dem Album LONG BLACK CARS ihre stärksten Songs aufgenommen. Seitdem ist ihnen der Fokus aufs Songwriting ein wenig flöten gegangen. Stattdessen gönnt sich das Trio die Freiheit langer Gitarrenparts oder akustischer Skizzen wie den „Bamboo Diner Rag“, die uns dazu ermahnen, die billigen Rory-Gallagher-LPs in den Grabbelkisten nicht weiter zu ignorieren. Auch sonst schwebt die Liebe zum Blues über vielen der Songs: Bei „Running Man“ klingt er fast so spröde wie einst bei Songs: Ohia, „Newcastle Rain“ könnte aus der Garage des Bandkumpels Billy Childish stammen, „Now I Want To Hoover My Brain Clean“ hat eines dieser dahingerotzten Gitarrensoli, die man an den Wave Pictures liebt. Der beste Song jedoch führt die Band in ferne Gefilde: „Panama Hat“ klingt wie die mittelenglische Vision eines Tarantino-Dramas in Lateinamerika.