Sleigh Bells

Jessica Rabbit

Torn Clean/Lucky Number/Rough Trade

Zwischen Drum-Machine-Pop und Gitarren-Gebratze geht dem Duo die Puste aus.

Soll das jetzt Hardrock 3.0 werden? Wenn E-Gitarren wie Elektroblitze durch die schlicht gestrickte Album­eröffnung „It’s Just Us Now“ schießen, denkt man nicht unbedingt an die Sleigh Bells. Als Alexis Krauss und Derek Miller 2010 ihr Debüt TREATS auf M.I.A.s Label N.E.E.T. (ein Akronym for „Not in Education, Employment or Training“, kleiner Leserservice, gern geschehen – Anm. d. Red.) veröffentlichten, waren sie die richtige Band an der richtigen Stelle: ein hipstereskes wie leicht hysterisches Duo aus Brooklyn, das den Bubblegum-Pop mit Soundfarben der Zeit und ein paar Schlangenlinien fahrenden Gitarren belebte, die Cheerleader auf dem Album-Cover standen Pate für maximale Entertainment-Werte.

Der Nachfolger REIGN OF TERROR, mit den blutverschmierten Stoffschuhen auf dem Cover, knackte dann fast schon die Top Ten der US-Charts. Mit Andrew Dawson, der u. a. bei Kanye West, Tyler, The Creator und den Pet Shop Boys an den Reglern saß, haben sie nun einen Grammy-dekorierten Mixmeister geholt, der von sich behaupten darf, ein Wörtchen mitzureden, wenn’s um den Sound zur Zeit geht. Das hat Vor- wie Nachteile. Die meisten dieser 14 Stücke werden bedenkenlos einen Platz zwischen HipHop- und R’n’B-Tracks im U-20-Radio finden, ohne große Anleihen bei HipHop oder R’n’B zu tätigen, die Keyboardflächen grinsen eben so schön breit. Andererseits aber geht der Musik der Sleigh Bells im Hin und Her zwischen stumpfem Hardrock-Gebratze und leicht überdrehtem Drum-Machine-Pop immer wieder die Puste aus. Daran ist Dawsons Arena-Mix nicht ganz unschuldig. Und wenn wir schon vergleichen wollen: Die neue M.I.A. hat den cooleren Sound.