Rummelsnuff & Asbach
Rummelsnuff & Asbach
Out Of Line Music/Rough Trade
Elektro-Pop zwischen originell und cheesy: Wer glaubt, bereits alles über Rummelsnuff zu wissen, täuscht sich.
Alle lieben die Figur Rummelsnuff. Nach dem ersten Anfangsentsetzen hatte sich ja auch schnell rausgestellt, hier handelt es sich um einen Mann, der seinen Körper für die Kunst und sein eigenes Pumper-Ideal stählt – und nicht etwa weil er ein brandgefährliches Monster ist. Doch dem Musiker Rummelsnuff hilft es wenig, als schwer sympathischer Hantelfreak gekannt und gemocht zu werden, wenn dieser Fame sich so gar nicht in entsprechende Plattenverkäufe ummünzt. Sicherlich, sein musikalisches Werk ist nicht für jedermann zugänglich.
So bleibt auch diesmal der Trademark-Sound, also die minimalistische EBM-Kulisse als Grundlage herhalten – und ebenso wird der Künstler diese unverwechselbar gepresste Stimme natürlich nicht los. Muss er aber auch nicht, genauso wenig wie die Themen Seefahrt und Workout. Bezeichnend dafür das Stück „Harzer“. Hier ist Rummelsnuff ganz nah bei sich, ein simpler wie gleichsam verstörender Text, der dem Energielieferanten Harzer Käse ein musikalisches Denkmal setzt. Schließlich helfe jener beim Muskelaufbau und außerdem schmecke er köstlich.
Körperdressur und Lustgewinn. Eigentlich ein ganz spannendes Thema für die Selbstoptimierungsgesellschaft, doch es steht eben zu befürchten, dass dieser und einige andere Songs für viele potenzielle Kunden zu cheesy sind. Banausen! Doch wer sich deshalb aus diesem Album raushält, verpasst Einschneidendes. Denn Rummelsnuff hat – mit Hilfe seines erstmalig im Titel geführten, langjährigen Gewährsmannes Christian „Maat“ Asbach – eine Sache zumindest ganz anders gemacht.
Asbach singt das Stück „Crystal Ball“ – und plötzlich klingt das vermeintlich ausdefinierte Rummelversum nach Scott Matthew oder Magnetic Fields. So einen elektrischen Chanson hätte man nicht für möglich gehalten, er ist ergreifend schön. Dieser Kontrast zu den Shantys des Käpt’n ist das, was das Album auf die nächste Ebene bringt. Wer denkt, er wisse bereits alles über die Musik von Rummelsnuff, macht sich etwas vor.