Radical Face
The Family Tree: The Leaves
Nettwerk/Soulfood, 25.03.2016
Ben Cooper beschließt seine Familiensaga und bettet traurige Geschichten in wunderschönen Indie-Folk.
Einen Masterplan gab es nicht, nur die Idee, eine Geschichte über vielleicht drei EPs zu verteilen. Eine Trilogie sollte es dann tatsächlich werden, allerdings jeweils in Albumlänge. Was 2011 mit THE FAMILY TREE: THE ROOTS begann, sich über THE BRANCHES fortsetzte, findet nun mit THE LEAVES seinen Abschluss. Ben Cooper, der Mann, der sich hinter Radical Face verbirgt, häufte in den vergangenen Jahren aber derart viel Material an, dass parallel zur THE FAMILY TREE-Saga noch vier Singles erschienen. Die Songs passten inhaltlich nicht ganz in das Hauptwerk, aber irgendwie gehörten die Randgeschichten doch dazu. Gerade wurden sie auf einem Album unter dem Namen THE BASTARDS vereint. Dort wie auch auf THE LEAVES geht es um eine fiktive Familie (The Northcotes). Diesmal allerdings vermischen sich Erdachtes und als Inspiration dienende Ereignisse aus Coopers Leben.
Das war so nicht geplant, aber die Vorfälle wirkten sich derart einschneidend aus, dass der Kalifornier sie nicht aussparen konnte. Wie auch, wenn die eigene Großfamilie mit religiösen Fanatikern in Kontakt steht und er eine Nichte adoptierte, nachdem diese über Jahre missbraucht wurde und die Familie das auch noch deckte. THE LEAVES erzählt dies nicht direkt oder plakativ, aber die Traurigkeit der Vorfälle schlägt sich in den Songs nieder. Als musikalischen Pfeiler für seine Geschichten wählte Cooper Folk, den er mit Indie-Pop, Shoegazing, symphonischen Klängen und Electronica anreichert. Immer wieder schwillt diese Musik zu Hymnen an, dann verwandelt sich diese nie zu dick aufgetragene Melancholie in etwas Schönes, das die Hässlichkeit dahinter überstrahlt.