Pavo Pavo
Young Narrator In The Breakers
Bella Union/[PIAS] Coop/Rough Trade
Die New Yorker Band bespielt Klangareale des Psychedelic Pop in einem ganz eigenen Duktus.
Spielte man uns die Songs dieses Debüts im „Blind Date“ zu, kämen wir ins Zaudern. Sind Pavo Pavo a) eine mit allen Wassern gewaschene Referenzcombo, die sich am Erbe der späten Beach Boys wohltut? Oder b) ein Verein aus Kunststudenten, die die Tiefenwirkungen von Synthesizerklängen im Hörprozess unter die Lupe nehmen? Vielleicht auch c) eine experimentelle Pop-Band auf dem schmalen Grat zwischen Wohlklang und Verwirrung? Im Zweifelsfall sollten wir hinter alle drei Wahlmöglichkeiten ein Häkchen machen.
Pavo Pavo kommen aus Brooklyn und bespielen mit Gitarre, Violine, viel, viel Synthesizer und viel, viel, viel Chorgesang Klangareale, die wir aus dem Psychedelic Pop kennen. Dennoch ist YOUNG NARRATOR IN THE BREAKERS keine retroselige Liebeserklärung an die Sixties geworden. Die zwölf Songs lassen eine Handschrift erkennen, die viel mit der Entwicklung von Formen und Strukturen zu tun hat (und vielleicht damit, dass Bandmitglieder schon mit den Dirty Projectors und dem wahnsinnigen John Zorn zusammenarbeiteten).
Im fluffigen, soundtrackverdächtigen „Aquarium“ fahren die Keyboards mit Geschwindigkeitsschwankungen über die Melodie hinweg, ohne für größere Harmoniestörungen zu sorgen. Dem nach Woody Allens 1977er-Meisterwerk (zu Deutsch: „Der Stadtneurotiker“) benannten „Annie Hall“ setzen ein paar Gitarren aus der Progressive-Rock-Schule in der Mitte gehörig zu, und alles bleibt gut. Wenn Sängerin Eliza Bagg sich auch recht elegisch durch die großenteils runden, sanften Songs bewegt und ein paar Momente zum Verweilen im schieren Muzak-Glück einladen, steht diese verträumte Coming-of-age-Platte doch unter feiner Spannung. Besonderer Dank gebührt dem Bassisten, der die Air-Schule mit Auszeichnung absolviert hat.