Lou Reed & Metallica :: Lulu
Mercury/Universal
Nach einer missglückten Zusammenarbeit mit Ray Davies demontieren Metallica nun auf Albumlänge Rockopa Lou Reed. Doch der ist ebenso Täter wie Opfer.
Lou Reed und Metallica, das ist eine Paarung, die schon auf dem Papier absurd wirkt. Man erinnere sich an die beiden Parteien auf dem Höhepunkt ihrer Kunst: Er, der androgyne Glam-Engel der 70er-Jahre, der mit „Walk On The Wild Side“ zur Schwulenikone wird. Sie, die Bier trinkenden Hooligans, die in den 80er-Jahren alles kurz und klein thrashen. Seitdem ist viel passiert: Lou Reed hat ein Ego entwickelt, das in keinem Verhältnis zu seinen immer belangloser werdenden Platten steht. Metallica sind heute die größte Metalband der Welt, die, im vergeblichen Bemühen zeitgemäß zu wirken, auch mal Kajal aufträgt. Trotzdem kann man sich James Hetfield nur schwer auf Gay-Pride-Parades vorstellen – oder beim Lesen der Werke Frank Wedekinds, auf dessen Stücken „Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“ das Konzept von Lulu basiert. Doch das ist nur das i-Tüpfelchen dieser fehlgeleiteten Zusammenarbeit. Zu keinem Zeitpunkt finden Reed und die Band musikalisch zueinander, sondern ziehen, jeder für sich, ihr jeweiliges Ding durch. Das Ergebnis klingt, als würde man Load und The Raven gleichzeitig abspielen: Lou Reed plärrt wie ein betrunkener Onkel über plumpe Gitarrenriffs, ab und zu johlt James Hetfield dazwischen. „Mistress Dead“ ist exemplarisch für diesen Wahnsinn, der kein Ende zu nehmen scheint. Erst nach eineinhalb Stunden (!) ist Ruhe. Bleibt die Frage: Warum? Vielleicht ist der Abstieg leichter zu ertragen, wenn man den Tiefpunkt gemeinsam erreicht.
Key Track: „Brandenburg Gate“
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