Satter, rhythmischer, opulenter: Die Londonerin richtet auf Album Nummer zwei ihren Neo-Soul neu aus.

Im Grunde reicht bereits ein kurzer Vergleich zweier Cover-Artworks, um zu erkennen, dass sich hier etwas verändert hat: Sah Lianne La Havas auf dem Cover von IS YOUR LOVE BIG ENOUGH? noch mit schüchternem Lächeln und geschlossenen Augen zu Boden, fixiert sie einen auf BLOOD jetzt mit offenem Blick. Nun ist es zwar nicht so, dass sich die 25-Jährige aus London auf ihrem Debüt aus dem Jahr 2012 nur im introvertiert-balladesken Fach aufgehalten hätte – mit Stücken wie dem fulminant funkigen „Forget“ hat sie auch dort schon ihr Händchen für Grooviges und rhythmisch scharf Akzentuiertes bewiesen. Nein, es ist vielmehr eine kluge Verlagerung, die da auf BLOOD stattfindet: Weniger Balladen, weniger Süße, weniger Zurückhaltung. Stattdessen sind da jetzt: deutlich sattere Texturen, fettere Bässe, wuchtigere Beats und opulentere Arrangements, die sich um diese voluminöse, und doch jede überzogene Akrobatik vermeidende Stimme spannen.

Vorangegangen ist dem Album übrigens ein längerer Aufenthalt auf Jamaika, wo La Havas’ Mutter herstammt. Sie habe dort „einen ganz neuen Weg gefunden, mit Rhythmus und Synkopierung umzugehen und filigrane Gitarrensätze mit aggressiven Beats zu vermengen“, sagt sie, habe sich die Fähigkeit angeeignet, „Songs zu schreiben, die auf dem Gefühl von Rhythmus basieren und von dort her aufgebaut werden“. Wahre Worte. Man höre bloß mal einen Song wie „Grow“, dessen Titel für das gesamte Album definitiv Programm ist.