Ja, Panik
King Kong Klub Berlin
Sensationell, verstörend, intensiv - der Warm-Up-Auftritt von Ja, Panik, der Band um Andreas Spechtl, im Berliner King Kong Klub.
Kurz vor ihrer diesen Samstag beginnenden Tour spielte die österreichische Gruppe Ja, Panik, auf deren sensationelle Qualität der Autor vielleicht sogar schon einmal zu oft hingewiesen hat, am 4. Mai ein spontanes Warm-up-Konzert im Berliner King Kong Klub.
Von ihrer Plattenfirma als The Troubles (“Für all die, die Ja, Panik hassen, Falco scheisse finden und Kreisky für eine Motorsägenfirma halten”) angekündigt, betrat die Band kurz nach 22 Uhr die niedlich überschaubare Bühne des Clubs und führte ihr aktuelles Album DMD KIU LIDT in Gänze auf. Und so hatte sich Sänger Andreas Spechtl auch durch das äußerst textlastige, viertelstündige Titelstück zu kämpfen. Gegen Ende verlor er fast die Stimme, was die Performance des ohnehin schon aufs Positivste verstörenden Stücks nur noch intensivierte.
Der auf dem bandeigenen Label Nein, Gelassenheit beheimatete Hans Unstern sang, fernab der Bühne, hinter dem DJ-Pult versteckt, bei mehreren Songs Backing-Vocals. Während der mit den einzelnen Namen der Bandmitglieder spielenden Nummer “Nevermind” wechselten sich Spechtl, Schlagzeuger Sebastian Janata, Bassist Stefan Pabst, Pianist Christian Treppo und Gitarrist Thomas Schleicher am Mikrofon ab. Die üblichen Tresenquatscher kanzelte Spechtl mit einem bestimmten “Wer konn denn do sei’ Gosch’n wieder ned hoit’n?” ab. Er setzt seinen für deutsche Ohren meist witzig, immer aber charmant klingenden Dialekt stets ganz bewusst ein, balanciert damit die emotionale Schwere und intellektuelle Wucht seiner Musik aus.
Nach den viel zitierten letzten Zeilen des letzten Songs, “Also lass es mich doch zu Ende bringen, lass mich mein seltsames Lied jetzt zu Ende singen / Du kannst zuhören oder gehen, nur sei still, ach, sei so lieb / Da kommen noch ein paar Strophen, an denen mir mehr als an allen anderen liegt”, verließ die Band die Bühne. Eine Zugabe verbietet sich nach so einem Finale. Das Publikum schwieg noch bedächtig während der DJ zaghaft versuchte, die Stimmung aufzulockern. So schnell geht das nicht. Ein Pärchen lag sich minutenlang in den Armen, streichelte sich die Köpfe. Wer konnte, bewältigte das eben Erlebte gemeinsam. Wann hat eine sich (mehrheitlich) in deutscher Sprache ausdrückende Band zuletzt so bewegt und gleichzeitig so gut unterhalten? Wann war eine Band zuletzt so wichtig? Man weiß es nicht. Man weiß sowieso erst mal nicht so viel nach einem Ja, Panik-Konzert. Nur dass man gleich noch mal hin will. Hier die Tourdaten der “Ja, Panik spielen DMD KIU LIDT”-Tour:
07.05.2011: AT-Wien, Popfest
09.05.2011: Berlin, HAU 1
20.05.2011: AT-Linz, Linzfest
29.05.2011: Hamburg, Uebel & Gefährlich
30.05.2011: Köln, Gebäude 9
31.05.2011: Offenbach, Hafen 2
01.06.2011: München, Feierwerk
02.06.2011: CH-St. Gallen, Palace