Album der Woche

King

We Are King

King Creative/Groove Attack

Der Name kommt nicht von ungefähr: Das US-Trio absolviert auf seinem Debüt einen ziemlich aufregenden Space-Trip zwischen R’n’B, Dreampop und psychedelischer Meditation.

Diese Musik ist wie eine Zeitkapsel – und das gleich in doppelt und dreifachem Sinn: Natürlich verweisen die verträumten R’n’B-Stücke auf eine vergangene Zeit, führen uns zurück zu den vernebelten Midtempo-Grooves von Janet Jackson oder dem weichen Liebesgeflüster von Anita Baker. Irgendwo hallt auch Stevie Wonder nach, nur auf seltsam psychedelische Weise. Vor allem aber ist das Debüt des Trios aus L.A. selbst ein wenig wie eine Reise in einem Raumschiff. So nahtlos gehen die Songs ineinander über, fließen Soul, Ambient und Dreampop zusammen, dass man schnell in eine Art meditativen Zustands gerät – während Zeit und Raum in den Songs flimmernd und funkelnd vorbeirauschen.

Man könnte diesen wunderbar rauschenden Schwebezustand, den die Schwestern Paris und Amber Strother und Freundin Anita Bias hier erreichen, an jedem der zwölf Songs erklären. „The Greatest“ zum Beispiel, mit seinen samtigen, ruhig dahin­sprudelnden Gesangsharmonien und der blitzenden, retrofuturistischen Synthieline, die auch von Daft Punk stammen könnte oder aus einem dieser alten Arcade-Videospiele. Und dazu besingen drei afroamerikanische Frauen mit uner­schütterlich heiterer Gelassenheit ihre eigene Großartigkeit: „Who wants a run with the Number One?“ Zusammen hat das alles eine eigentümliche Kraft, der man sich nur schwer entziehen kann.

Zumal dieser sanfte Traumzustand der Songs in Wirklichkeit eine komplexe Angelegenheit ist: Hinter den säuselnden R’n’B-Stimmen passiert immer wahnsinnig viel, etwa ein an Jazz geschulter Drumbeat, ein Xylofonschauer und eine vertrackte Keyboardmelodie. WE ARE KING lädt dazu ein, diesen ganzen lauten Alltag, das Telefonklingeln und Internet­rauschen aus dem Wahrnehmungsfeld zu rücken. In diesem Sinne erinnern die Songs an Erykah Badus letztes Mixtape, But You Caint Use My Phone. Bei King heißt es einmal passenderweise: „We’re gonna keep on riding till we reach the mothership.“ Die Message ist klar: Einfach mal den Boden unter den Füßen verlieren.