Junior Boys
Big Black Coat
City Slang/Universal
Das kanadische Duo hat Druck abgelassen und fährt seinen R‘n‘B-House-Mix jetzt grundentspannt und eingängig auf.
Jeremy Greenspan und Matt Didemus haben viele Anstrengungen in ihren ersten Energieschub gesteckt, der sich über vier Alben erstreckte. Der Erfolg konnte sich über die Jahre durchaus sehen lassen. Das Titelstück aus SO THIS IS GOODBYE aus dem Jahr 2006 etwa lief erst im letzten Jahr in der zweiten Staffel der HBO-Serie „Looking“.
Auf diesem Album sind wieder einige Stücke dabei, die bleibenden Eindruck hinterlassen werden. Dazu zählt ganz gewiss „C’mon Baby“. Es trägt zwar nicht den fantasiereichsten Titel auf Erden, aber mit einem an die „West End Girls“ der Pet Shop Boys erinnernden, massiv spannungsgeladenen minimalen Synthesizer-Sound und einem sich zum Ende hin steigernden düsteren Outro bewegen sich Greenspann und Didemus an der Grenze zum Genius.
Nicht weniger gelungen ist der nachfolgende Track „Baby Give Up On It“, mit dem sie auf den Electro-Funk der Mittachtziger anspielen, und da sehr, sehr genau auf den von Midnight Star. Sie tun das nicht bemüht, wie es in manchen Fällen auf dem Vorgänger It’s All True der Fall war. Wie wenig sie vor der Übernahme des Disco-Vibes zurückschrecken, zeigt sich auch an der Version von Bobby Caldwells Klassiker „What You Don’t Do For Love“. Der Song klingt bei ihnen zu mindestens 50 Prozent anders als im Original.
Und für Abwechslung ist gesorgt? Aber sicher! Den Einfluss des House-Sounds der Aufbruchs-Ära erkennt man in „You Say That“ und „M & P“. Diese Herren wissen einfach, was sie tun. Wie sollte es auch anders sein, angesichts gefestigter Verbindungen zum Hamilton-Empire um Caribou, Jiaolong und Jessy Lanza?