Guido Möbius
Batagur Baska
Shitkatapult/Morr Music
Die geniale Geräuschmusik des Berliners kurvt durch Raum und Zeit.
Guido Möbius ist nicht nur Musiker, sondern auch Musikverleger und -promoter, und als solcher beschäftigt er sich mit anspruchsvollen Vertretern divergierender elektronischer wie akustischer Stilrichtungen. Auf seinem letzten Studioalbum SPIRITUALS und der folgenden Remixsammlung kamen diese Einflüsse schwer dechiffrierbar zusammen, auf dem Titelstück der neuen Platte BATAGUR BASKA führt der Berliner uns jetzt erst einmal in seine Welt der Bricolage ein. Ein rhythmisches Kratzen und ein Basslauf mit nur wenigen Tönen bilden den Rohbau, aus dem eine Architektur wächst. Die gesampelte Stimme des kambodschanischen Sängers Prak Chum dreht sich an diagonalen Verstrebungen entlang, das Schlagzeug scheint aus einem anderen Haus zu stammen.
Wo nichts so recht zusammenzupassen scheint, beginnt die Kunst des Guido Möbius. Er generiert aus disparaten Klangteilchen faszinierende Soundinstallationen. „Nach Draussen“ heißt der zweite Titel auf BATAGUR BASKA, und er beginnt wie ein Techno-Track, nur um sich zwischenzeitlich in einem Echopark der Gesänge zu verlieren. Beim finalen „Call The Police Now“ entsteht ein Klangbild aus der Tradition der Congotroniker Konono No.1.
Das Prinzip des Verwebens von Stimmen, von Knirsch-Quietsch-Ratter-und Schmirgel-Geräuschen und loopartig eingespielten Sounds aus dem Pop- und Elektro-Kanon, aus Folk und E-Musik (Flöte, Cello, Vibrafon) dient Möbius als roter Faden über die Strecke des kompletten Albums. Mal entstehen dabei Momente paralysierender Harmonie, andernorts bleibt die Struktur löchrig, aber aus den Ritzen der Musik dringt ein unüberhörbarer Spaß am Neutönen. Diese Musik kurvt durch Raum und Zeit, unangekündigt und unausrechenbar, aber immer in eine herausfordernde Form gebracht. Ein Integrationsmodell: Hier lernt Fremdes mit Vertrautem einen gemeinsamen Puls zu finden.