GoGo Penguin
Man Made Object
Blue Note/Universal
Jazz ohne Muckertum? Akustische Electronica? Eher bis in die Fingerspitzen motiviertes Kunsthandwerk.
Die Jubel-Sinfonie wollte ja gar kein Ende mehr nehmen. GoGo Penguin ernteten 2014 Tonnen von Applaus, wo immer ihre Piano-Bass-Drums-Exkursionen sie hinführten. Und wer sich Live-Videos der Briten anschaut, versteht sofort, warum das so ist: Mit den GoGos lernt die Musik fliegen, sie flattert aus dem aufgewühlten Bauch eines Pianos in kaum kartographiertes Gebiet, verwandelt sich unterwegs in ein akustisches Loop.
Und jetzt also MAN MADE OBJECT, das dritte Album der Band, ihr Debüt in den heiligen Hallen des Blue-Note-Labels: „Ein von Menschenhand geschaffenes Objekt, das vermenschlicht wurde“, erklärt Pianist Chris Illingworth Titel und Arbeitsweise seines Trios. Anders gesagt: Musik, die mit Sequenzer-Software entstand ist, auf akustischen Instrumenten gespielt.
Der Album-Start („All Res“) ist fulminant, es folgt ein Plinkerhämmern, das an Hauschkas präpariertes Piano denken lässt („Unspeakable World“), dann aber beginnt sich diese Musik doch zu setzen. Und wie sie da so sitzt, kann sie ihre Fühler nicht mehr in Universen des Ungedachten und Unbedachten ausstrecken, sie legt sich hin und wieder auch einmal esoterisch nieder. Das mag state of the art in den gerade weithin beachteten Außenbereichen des Jazz sein, hat aber auch etwas von Kunsthandwerk. Es ist bis in die Fingerspitzen motiviertes Schönklingenlassen. Dass die Musiker allesamt großartige Instrumentalisten sind, kommt ihnen dabei zugute.