Die eine Hälfte von DAF lädt zum Marathon durch die Clubmusik. Doch schnell geht ihm dabei die Luft aus.

Im vergangenen Jahr präsentierte Gabi Delgado nach drei Dekaden mit 1 wieder ein Soloalbum, dem Monate später X folgte, das im Internet verschenkt wurde. Die Hälfte der Songs nimmt der gebürtige Spanier nun mit auf 2, was die diesmal kostenpflichtige Platte aber nur noch mehr aufbläht.

In Zeiten, in denen Menschen schon nach einigen Tracks die Aufmerksamkeit verlieren, haut der Mann einem doch gleich 32 (!!) Stücke um die Ohren. Nun ist Gabi Delgado-López bekannt dafür, ein Energiebündel zu sein, aber diesmal dürfte selbst manchem Hardcore-Fan die Energie ausgehen. Gut zwei Stunden rattern und pluckern die dominanten Beats, nicht rasant, aber schon schnell. Zeit zum Luftholen lässt einem der 57-Jährige, der Berlin den Rücken kehrte und wieder in seiner andalusischen Heimatstadt Córdoba lebt, kaum.

2 drängt mit Techno, House, Dubstep, Elektro, Breakbeats und so einigen selbstreferenziellen DAF-Sounds aus den 80ern permanent auf die Tanzfläche. Zu oft aber fehlt den Rhythmen ein vielschichtiges Klangkleid, den Tracks trotz einiger hübschen Einfällen jegliche Komplexität. In Verbindung mit Delgados Sprechgesang, seinen stark reduzierten Texten und immer wiederkehrenden Themen wie Sex, Liebe, Party und Tanzen stellt sich schnell eine ermüdende Wirkung ein. Bisweilen nerven die Lyrics sogar, es sei denn, jemand findet Zeilen wie „… Gott sei Dank, Gott ist tot …“, „… ich bin ein Elektro-Wu-Tang …“ oder „…wir feiern jetzt ’ne Party wie 1982 … alle tanzen wie verrückt“ erhellend. Nicht, dass auf 2 alles schlecht wäre, aber die Glanzlichter auf diesem Mammutwerk gehen angesichts der durchschnittlichen Masse einfach unter. Da bekommt man letztendlich den Eindruck, dass Delgado von dem Zug, den er einst kraftvoll angeschoben hat, mittlerweile nur noch die Rücklichter sieht.