Frittenbude

Mit eins, zwei, drei, Alarma!, einem possierlichen Drogen- und Tierfetisch sowie dem Label der Stunde, Audiolith, an der Seite gerieten sie zu Lieblingen eines politisch aufgeweckten Dancefloors. Abgrenzung, klare Aussagen und Antifa. Frittenbude verbanden Hedonismus und Haltung, die Hallen schwitzten.

Nun sind Martin, Johannes und Jakob selbst das Establishment – so schnell kann’s gehen. Und Frittenbude müssen den Underdog-Status gegen die große Kampagne zum wichtigen Album nach dem Erfolgsalbum tauschen. Nicht einfach. Daher nahm man sich viel Zeit, zettelte Nebenprojekte an und geriet wie schon beim Vorgänger Delfinarium mit dem eigenen Abgabe-Regime in Konflikt: „Deadline verschieben? Lohnender Einfall!“ (aus „Stürzende Helden“).

Betrachtet man die Texte weiter, fällt ins Auge, wie zentral sich alles um drei Schlüsselworte dreht: Gewinnen, Stürzen, Leben. Sie tauchen in etlichen Stücken auf, liefern das Credo von Band und Platte: Get a life or die tryin’. Hier verbindet sich wehrhafte, um Fame fightende HipHop-Attitüde mit einem moralisch bewegten Sentiment von Emo. Am überzeugendsten beherrschen Frittenbude diese Kombination, wenn sie sie in knarzenden Aberwitz tunken und die Referenzen tanzen lassen – Fuchur der Dache, Michael Jackson, Wir sind Helden, der Autor Timo Hanekamp und Die Ärzte. Dirk von Lowtzow wurde gar als Gaststimme geladen. Wird dagegen die Message zu deutlich („im Fernsehen gibt es alles zu sehen, Hauptsächlich Unrelevantes“, aus „The Striz“), verliert das eigene Universum an Strahlkraft und bremst den Flow mit kleinen Verschnaufpausen der Plattitüde aus. Letztlich begleitet Frittenbudes Spechgesang-Emo-Rave das Phänomen Audiolith 2015 aber in eine hibbelige Sesshaftigkeit – ohne dabei Kraft, Witz und Dringlichkeit einzusparen. Und das ist ein großer Coup.