Downpilot
Radio Ghost
Tapete/Indigo VÖ: 25. September 2015
Summertime Sadness, Seattle-Way: Downpilot baut auf seinem sechsten Indierock-Album bekannte Ansätze behutsam aus.
Paul Hiraga ist als Downpilot jetzt auch schon seit über 15 Jahren Garant für Popsongs, die wie im Treppenhaus auf Knöchelhöhe aufgespannte Nylonfäden funktionieren. Wenn man da zu genau hinhört, wenn man zu sehr einsteigt in Downpilot-Klassiker wie „True“, dann holt man sich schnell eine blutige Nase und ein weinendes Herz.
Als Hiraga anfing, nannte man das noch Emo und sortierte es zwischen Dashboard Confessional und The Gloria Record ein. Sowohl der Begriff, der ohnehin nie ganz passen wollte, als auch Hiraga haben sich über die Jahre weiterentwickelt.
Das sechste Album RADIO GHOST ist dabei durchaus als Fortsetzung des Vorgängers (NEW GREAT LAKES, 2011) zu sehen, baut dessen Terrain aber noch einmal aus und um: Den bereits eingeführten Akustik- und Amerikana-Ansätzen wird hier eine Wucht zur Seite gestellt, die vor allem die erste Hälfte der Platte näher, unmittelbarer, lauter klingen lässt. Der Titeltrack erinnert mit seinem treibenden Schlagzeug an die zu Unrecht vergessenen I Am Kloot, auch „Reno“ und „Day Of The Long Sun“ haben keine Angst vorm Noise. Andere Songs wiederum vertrauen voll und ganz dem Flirren, den Flächen, dem Hall, dem Psychdelischen. Und dann muss man plötzlich an den großen Mark Kozelek denken. Musik für Menschen, die Red House Painters und War On Drugs mögen.