Dead Can Dance

Anastasis

PIAS/Rough Trade VÖ: 10.8. 2012

Die Gothic-Szene feiert die Auferstehung einer ihrer Ikonen. Das erste Album des englisch-australischen Duos in 16 Jahren.

Das fängt ja gut an! „We are the children of the sun, our kingdom will come, sunflowers in our hair …“, singt Brendan Perry im ersten Song auf dem Comeback-Album von Dead Can Dance. Anastasis heißt es pathetisch, ein griechisches Wort, das „Auferstehung“ oder „Wiedergeburt“ bedeutet. Warum, ist klar. Die Veröffentlichung des letzten Studioalbums, Spiritchaser, liegt 16 Jahre zurück, eine große Tournee im Jahr 2005 ließ noch einmal Gerüchte über ein neues Album aufkommen, die Lisa Gerrard allerdings immer wieder dementiert hat. Verständlich, denn die Zusammenarbeit mit dem in Irland lebenden Brendan Perry war zwar erfolgreich, aber auch oft schmerzhaft und spannungsgeladen. Außerdem gelang Gerrard, diesem komplexen, sensiblen Wesen, das abseits allen Trubels in Australien lebt, eine fantastische Solokarriere. Zu der gehören Gesangsbeiträge und Kompositionen für Soundtracks wie Ali, Whale Rider und Gladiator, Arbeiten mit Ennio Morricone, Klaus Schulze, und diverse Soloplatten. Nun kommen also doch wieder Dead Can Dance dazu, eine Band, die immer schon die Lager spaltete. Entweder war man ihr hingebungsvoll zugeneigt, oder hat sie total abgelehnt.

Anastasis lässt die Gräben zwischen den Lagern, die entweder von Kunst oder Kitsch sprechen, wohl sogar tiefer werden, denn Dead Can Dance klingen salbungsvoller und gefühlsduseliger als im vorigen Jahrtausend, sie treiben diese alte 4AD-Klangästhetik auf die Spitze. Das Album kommt einer noch umspannenderen Welt- und Zeitreise gleich, die einen von barocken und klassischen zu keltischen Klängen führt, von hymnischen Synthiebombast zu sakralen und morbiden Gothic-Sounds, von (fern-)östlichen zu afrikanischen Rhythmen, von Orient zu Okzident, vom Mittelalter bis ins Heute. Über allem schwebt die anmutige, entrückte Stimme Lisa Gerrards, die keine Texte singt, sondern die Worte zu Emotionen modelliert. Ihr kann man sich selbst als Nichtfan kaum entziehen, aber diese ambitionierte Musik, die zu viel von allem ist, kann den Hörer fertigmachen … oder lässt ihn andächtig werden.

Key Tracks: „Agape“, „Anabasis“

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