Dave Gahan & Soulsavers
Angels & Ghosts
Columbia/Sony VÖ: 23. Oktober 2015
Gospel-Pop mit dem Sound von Cave, Cohen, Morricone, aber ohne den Anspruch, die Welt zu erschüttern.
Er hatte eine schwierige Kindheit, stieg als junger Mann zu einem der größten Rockstars des Nicht-Rocks auf, wurde dadurch aber nicht glücklich und entging mit 34 nur knapp dem vorzeitigen Abtritt als Drogentoter. Dass dieser Dave Gahan aus Essex sich zum Soul hingezogen fühlt, den gewaltigen, Prediger-gleichen Ausdruck als Sänger sucht und schließlich ausgerechnet bei den „Soulsavers“ landete: Es lag nahe – und klingt dennoch wie ein Witz.
Obwohl bis dato weder dieses Produzenten-Duo, das in 15 Jahren immer bluesschwerer wurde, noch Gahans Soloaktivitäten besonders positiv aufgefallen waren, gelang ihnen mit THE LIGHT THE DEAD SEE 2012 eine fast überall wohlwollend aufgenommene Platte. Die wollte, und das gilt ebenso für dieses neue Album, nicht größer sein als die Klischees, mit denen sie handelt. Und das führt auch auf ANGELS & GHOSTS zu ein paar schönen Pop-Gospels mit adäquatem Chorgesang, zu wabernden Orgeln und astreinen Reverb-Gitarren, zu feinen, teils orchestralen Arrangements – im Ergebnis zu runden, grundmelancholischen und durchaus anhänglichen Songs.
Allen voran die stolz voran marschierende Single „All Of This And Nothing“, das an den aktuelleren Nick Cave erinnernde „Tempted“ und das straffrei „Schmuseballade“ zu nennende „Lately“, bei dem zu Leadgitarre, Cello und Trompete neben Dave auch die Zweitstimmen-Sängerinnen all ihre Inbrunst in Zeilen wie „Sail with me, we can fly away“ legen dürfen.
Obwohl Gospel und Soul eigentlich mal dazu gedacht waren, den Menschen durchzurütteln, nimmt man es dieser Platte nicht übel, wenn sie das schön bleiben lässt.