Ben Folds

So There

New West Records/ADA/Warner VÖ: 18. September 2015

Verbeatet Klassik! Nein, stop, umgekehrt: Songwriter Ben Folds unternimmt Exkurse in die Ernsthaftigkeit.

Die Hinwendung zur ernsten Musik ist eine Verlockung, vor der kaum ein Protagonist des sogenannten Pop gefeit ist. Ja, ja, jetzt schreien die Nörgler gleich wieder, die Unterscheidung zwischen E- und U-Musik gebe es ohnehin nur in Deutschland. Unter uns: Das ist kleinkarierter Blödsinn.

Wer wie Ben Folds ein Album mit einem 20-minütigen „Concerto For Piano And Orchestra“ beendet und nicht nur ein Ensemble, sondern zusätzlich ein ganzes Symphonieorchester ins Studio lädt, der möchte selbstverständlich über diesen Umstand definiert werden und nicht mehr ausschließlich darüber, dass er ein Meister des Popsongs ist. Also tun wir Folds den Gefallen: Das „Concerto“, in dem sich das Klavier mit süßlichen Streichern, Holzbläsern und ein bisschen lustig ratternder Perkussion duelliert, hat seine Momente. Und: Dass aus dem „Concerto“ programmatisch einiges in die Songs hineinsuppt, die ihm vorangestellt sind, stört nicht.

Festzustellen bleibt aber auch: Betrachtet man 20 Jahre Ben Folds, so fällt auf, dass er immer dann am besten war, wenn er die Balance zwischen rumpelnder Ätze und väterlicher Milde hielt. Bedeutet: Stücke wie „Song For The Dumped“, „Rockin’ The Suburbs“ oder „Landed“ zogen ihre Stärke nicht nur aus der Form, sondern auch aus dem Inhalt. SO THERE führt ein wenig in die Irre: Oft fingerübt Folds feierlich bis manieriert vor sich hin, reißt mögliche Hooklines nur kurz an und klopft sich dabei selbst auf die Schulter. Manches rutscht so durch, aber einige Male funktioniert das Album wirklich toll: „Phone In A Pool“ ist ein kleiner Song über Ausnahmezustände, in „F10-D-A“ zerfasern alle Fäden angenehm, und „Capable Of Anything“ galoppiert munter. „I stopped caring what you think about me“, merkt Folds hier an. Damit hat er natürlich auch wieder recht.