Die Euphorie um diesen Kandidaten aus der Hot List 2015 steigert sich weiter. Grund ist ein mit Disco-Elementen bestücktes Pop-R’n’B-Album.

Seine Stimme passt wirklich perfekt zur Discokultur. So wie damals die von Sylvester und vor ein paar Jahren die von Antony Hegarty in „Blind“ von Hercules And Love Affair. Auch sie klingt beseelt und androgyn. Aber Shamir Bailey überzieht nicht. Er will keine Diva sein, auch kein Einpeitscher nach James-Murphy-Art, er weiß sich zu beherrschen. Durch „Vegas“, eine Erzählung über seine Heimatstadt, wandelt er verträumt wie ein Mann, der unter dem Einfluss von zu viel Wüstenhitze taumelt.

Dem besinnlichen Opener folgen Titel, in denen die Stimmung aus verrückten und lustvollen Nächten die Oberhand gewinnt. Shamir macht sich dazu über einiges lustig. Er findet, dass Erwachsensein bloß zu riesengroßem Durcheinander führt. Also lieber kindlich bleiben. Ein bisschen jedenfalls. Unterstützend kommt all das hinzu, was in der Post-Disco-Szenerie der Nullerjahre inflationär benutzt wurde und seitdem als verpönt gilt: Saxofon, Kuhglocken, Filter-Magic. „It’s time to call it off, this time it’s not my fault“, beteuert Shamir, unterstützt von bohrenden futuristischen Tönen des Synthesizers.

Shamir nutzt alle möglichen überlieferten Versatzstücke, wirft sie zusammen und landet nie zu weit weg vom Originalgefühl der Disco-Ära. Um sich dennoch abzusetzen, verlässt er sich auf die Ausstrahlung seiner Stimme und zeigt in „Demon“ darüber hinaus, dass er etwas von Songwriting versteht. Den Namen dieses Mannes muss man sich endgültig merken.