Alabama Shakes
Sound & Color
Rough Trade/Beggars/Indigo 17.04.2015
Das schwierige zweite Ding: Die Alabama Shakes zerren und reißen am Bluesrock.
Man landet mit seiner ersten Platte nicht einfach im Weißen Haus und macht dann weiter, als wäre nichts passiert. Im Sommer 2012 jagten die Alabama Shakes aus Athens, Alabama, mit einer erdigen Neuauflage uramerikanischer Rockmusik durch die internationale Musiklandschaft. Von null auf Jack-White-Begeisterung in einem Gitarrenriff. Und am Ende nickte Präsident Obama zu ihrem Beat.
Drei Jahre sind vergangen seit dem Debüt BOYS & GIRLS. Und gerade als man die Band als ausgeglühten Kometen im Jahrbuch des Pop vermerken wollte, kam die Neuigkeit: Die zweite Platte ist fertig. Auch auf SOUND & COLOR geht es nun in erster, zweiter und dritter Linie um die Stimme von Sängerin Brittany Howard. Man höre nur die ersten anderthalb Minuten von „Don’t Want To Fight“ und staune, wie diese Frau ackert, quetscht, presst und donnert.
Die Alabama Shakes haben es mit dem schwierigen zweiten Album geschafft, den engen Rahmen ihres Genres ein Stückchen weit aufzureißen. Klang das Debüt noch roh und naturverbunden wie ein Abend auf der Südstaaten-Veranda, hört man dem Nachfolger das Studio an. Und das ist auch gut so. Himmelsgeigen, Pianotropfen. Mehr Fuzz, mehr Spaß. SOUND & COLOR mäandert zwischen Psychedelic Blues und dem grandiosen Falsett-Soul von „Future People“. Eben jenes Auf und Ab ermüdet dann auf die Dauer leider merklich, und in der zweiten Hälfte verlieren die Alabama Shakes an Spannung. Aber egal. Jack White wird es mögen. Und der Präsident auch.