Madonna entspannt sich bei reduzierten Popsongs und nervt mit hyperventilierenden State-of-the-Art-Dance-Tracks.

Als 1989 LIKE A PRAYER herauskam oder 1998 RAY OF LIGHT, da stiefelte man in den Plattenladen (1989) oder Elektrogroßmarkt (1998) und holte sich das Ding auf LP oder CD. Zu hören gab es elf bzw. 13 Songs. Nicht mehr. Genau das. Und es war gut so. Seit zehn Jahren aber geht das bei Madonna ein wenig durcheinander.

Es erscheinen Alben, die schon bald von Live-Aufnahmen, Konzertfilmen und Clip-Shows abgelöst werden. Dass das Durcheinander rund um das 13. Album REBEL HEART weiter zunimmt, ist nun nicht Madonnas Schuld allein. Ab Dezember 2014 zischten diverse Versionen der Platte durch mutwillig hergestellte Risse im Internet. Demoversionen von Songs, dann wiederum fertige Abmischungen. Ähnlich wie Björk mit ihrem geleakten VULNICURA handelte das Team Madonna schnell und stellte Tracks als Downloads bereit. Nun erscheint das Album ganz, in drei Versionen: Standard, Deluxe, Super-Deluxe. Schlimmer als bei Starbucks.

Weil keine neuen Leaks entstehen sollten, gab es auch für uns vorab nur neun der 14 bzw. 19 (!) bzw. 23 (!!) neuen Songs zu hören. Es ist hier also nur eine erste Hochrechnung möglich: „Ghosttown“ und „Joan Of Arc“ sind reduzierte und tolle Popsongs. „Hold Tight“ besitzt die alte „La Isla Bonita“-Euphorie, klingt aber wie Seife schmeckt. Der hypermoderne Quark wie „Bitch, I’m Madonna“ ist was für Zeitgeistspanner. Und Mike Tyson spricht das Intro von „Icon“: „I’m the best the world has ever seen.“ Dann reimt Madonna „iconic“ auf „ironic“.  Ein sehr guter Moment. Erste Hochrechnung: 3,5 Sterne.