Ein Erlebnis dank Wagnis.

Phoenix mischen Können und Eingebung. Wissen und Romantik. Das macht ihren besonderen Reiz aus, selbst für englische Muttersprachler, die sich an Thomas Mars’ Akzent stoßen könnten. Doch einem Parkettschmirgler wie „Fences“ kommt eben keiner aus, der auf Tagträumerei unter der Discokugel steht – und den beiden überschwänglichen Einstiegshits „Lisztomania“ und „1901“ niemand, der Pop an sich mag. Fast das ganze Album macht einen flotten, fast hyperdeutlich akzentuierten, aus seiner melancholischer Grundnote heraus euphorisierenden Popjob.WOLFGANG AMADEUS PHOENIX lässt hierfür in beinahe aufdringlicher Ausstattungswut knackfrische Gitarrenintros, mächtig aufbrausende Bridges und wie zum Hinterhalt eher subversive Refrains ineinander fließen. Als hätten Bands wie Nena oder Toto damals richtig tolle Platten gemacht. Phoenix im Auftrag der Geschichtsfälschung, die ihre eigene Jugend schönspielen? Da ist noch mehr: Den Franzosen bei der Konstruktion eines um eine weitaus komplexere Dramaturgie strebenden Konzeptstücks wie „Love Like A Sunset (Part 1 & 2)“ zu erleben, bis sie sich mal bei Moroder, mal bei Alan Parsons Project beinahe eine blutige Nase holen, ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Dank Wagnis! Und es sind noch so viele Ideen, Kniffe, Spielchen und Finessen in diesem Album versteckt – man sollte diesen Wolfgang unbedingt aus dem Club mit nach Hause nehmen.