Sonic Youth
The Eternal
Matador/Beggars Group VÖ: 17. Juni 2009
Wer keine Ahnung von Sonic Youth hat und eine bekommen will, braucht diese Platte.
Ausdauer in Rock ist schon lange kein Privileg mehr, mit dem sich nur die erste und die zweite Generation von Musikern schmücken darf. Bands wie Pere Ubu, The Fall, Wire und eben auch Sonic Youth haben mehrere Jahrzehnte lange Existenzen hinter sich, ohne sich zu Hit-reproduzierenden Witzfiguren zu entwickeln. Als die Rolling Stones, maßgebend in allen Fragen der Bandlanglebigkeit, im 29. Jahr ihres Bestehens waren – wo Sonic Youth heute stehen –, erholten sie sich gerade von der Tournee zu ihrem öden STEEL WHEELS-Album. Dieser hinkende Vergleich ist nicht ganz unwichtig bei der Würdigung des aktuellen Sonic-Youth-Albums, das wie bestellt all jene Lügen straft, die behaupten, dass jede Platte der New Yorker Post-Punk-No-Wave-Indie-Noise-Avantgarde-Rocker immer gleich klinge. Der Gesang von Thurston Moore und Kim Gordon, die ungewöhnlichen Gitarrenstimmungen, das Spiel mit der Dynamik – das alles kann man bei Sonic Youth unter dem Begriff „hoher Wiedererkennungswert“ abhaken. Auf manchen ihrer 00er-Jahre-Alben wie NY GHOSTS & FLOWERS und MURRAY STREET haben sich Sonic Youth auf nichts anderes verlassen als auf diesen Wiedererkennungswert. RATHER RIPPED von 2006 war dann die „Pop“-Variante, die wieder stärker um Songs bemüht war, und THE ETERNAL ist das unerwartete Meisterwerk, das jede Phase und jeden stilistischen Schlenker dieser Band in kompakten zwölf Songs nacherzählt – und ein paar neue Aspekte dazu. Oder so: Wer keine Ahnung von Sonic Youth hat und eine bekommen will, braucht diese Platte. Aus dem Opener „Sacred Trickster“ sprechen die um Pop-Noise-igkeit bemühten Sonic Youth der frühen 90er. „What We Know“ bietet fokussierten, giftigen – ja – Hardrock. „Anti-Orgasm“ mündet in eine lockere Kraut-Space-Jam. „Walkin Blue“ setzt die Free-Form- Avantgardisten in Bezug zu den Noise-Poppern, mit Betonung auf Pop (der Gesang von Lee Ranaldo). Im finalen, fast zehnminütigen „Massage The History“ führt zunächst eine lyrische Akustikgitarre durch sanft kreissägende E-Gitarren- Sounds, bevor Ambience und Distortion sich aufbauen zu einem Monster of Noise-Pop, um wieder zurück zum Lyrizismus zu finden – bei anderen Bands würde man das „Rock-Ballade“ nennen. Dass ein, zwei von zwölf Songs durchs Belanglosigkeits- sieb rutschen – geschenkt. Auf Rolling-Stones-Platten ist das ja seit 30 Jahren immer umgekehrt.