Jack White
Lazaretto
Third Man Records/XL Recordings/ Beggars Group/Indigo
Der Hohepriester des Blues-Rock liefert Standardware – aber wie gewohnt auf hohem Niveau.
Neu? Nein, neu wirkt kaum etwas an diesem Nachfolger des sagenhaften Nummer-eins-Albums BLUNDERBUSS. Schon das Coverbild von LAZARETTO könnte beim selben Fotoshooting entstanden sein wie das des Vorgängers von 2012: Ein minimal farbgesättigtes Arrangement mit Friedhofs-Insignien und ungnädigem Blick des Meisters – die Corporate Identity der Firma White, sie steht felsenfest. Und auch den elf Songs im Inneren seines erst zweiten Solo-Albums merkt man eher kein Bedürfnis nach Innovation an, die Stücke wirken mehr wie der lässig rausgeschüttelte Beweis eines allseits etablierten Hohepriesters, dass noch immer er auf der Kanzel steht.
Was einerseits etwas Enttäuschendes hat, andererseits aber gar nicht unbedingt nörgelnswert ist: Denn auch an dieser Platte kann man sich wieder tagelang aufs Vorzüglichste wundhören, ohne dass es langweilig würde. Dafür hat White in den hinteren Winkeln seiner Songs zu viele Kleinfallen in Form von vertrackten Violinsoli oder unerwarteten Sprechgesang-Parts aufgestellt. Anspieltipp als Beispiel für sein ausgeklügeltes Können: „That Black Bat Licorice“, das anfangs für einen kurzen Augenblick wie ein Outtake seines „James Bond“-Songs „Another Way To Die“ klingt.
Dann aber in einen raffinierten Geigen-Blues abzweigt, statt es dem Agenten-Stampfer von 2008 gleichzutun und auf schiere Wucht zu setzen. Auch andere, leisere Momente wie „Entitlement“ oder Saloon-Pianonummern à la „Want And Able“ hat man von dem Musiker schon ein- oder auch zweimal in ähnlicher Form gehört. Und dennoch muss man nach LAZARETTO ebenfalls konstatieren: Jack White versammelt auch auf einem mittelinspirierten Album noch mehr geniale Momente als die meisten seiner Nashville-Epigonen in einer ganzen Diskografie.