Kreidler
ABC
Bureau B/Indigo
Nach einem Ausflug in gemäßigtere Zonen lassen die rheinländischen Indie-Troniker nun wieder Bass und Trommeln von der Leine.
Einmal abgesehen von einer kleiner Auszeit Mitte der Nullerjahre erscheinen Alben der Düsseldorfer von Kreidler relativ regelmäßig im Zwei-Jahres-Rhythmus. Da kommt in zwei Dekaden inklusive der Soloprojekte wie Sølyst von Thomas Klein oder Auftragsarbeiten so einiges zusammen, was fast zwangsläufig Gefahren wie Wiederholungen birgt. Das 1994 gegründete Quartett, das zwischen Post-Rock, Elektronik und Krautrock pendelt, hält sich aber auch zu seinem 20. Geburtstag weitgehend schadlos. Wobei ABC gegenüber den beiden Vorgängern etwas abfällt. Tank von 2011 überzeugte durch deftige und bisweilen funkige Rhythmik, Kompaktheit, Keyboardflächen, kosmische Klänge und einen Hauch von Orientalik.
DEN nahm sich im Jahr darauf weit zurück, verzichtete weitgehend auf die Dominanz der wuchtigen Beats, lebte dafür Melodien aus und verzauberte durch musikalische Schönheit. Man kann es getrost als zartes Zwischenwerk bezeichnen, eingeklemmt von zwei Kraftprotzen, die von Bass und Drums angetrieben werden. Auf ABC findet sich also einiges wieder, was TANK so stark machte. Allerdings sucht man diesmal leider vergebens nach einem ähnlich straff gezogenen roten Faden.
Dennoch beginnt das Album furios mit der Bass-Dampframme und dem gleichzeitig bestem Track „Nino“, gegen den Song Nummer drei, „Destino“, regelrecht zerhackt wirkt. Immerhin startet die B-Seite des Vinyls (für CD-Liebhaber: Track vier) mit einer weiteren Bass-Keule namens „Modul“ und endet mit dem wilden Instrumentalstück „Tornado“.
ABC macht wieder einmal deutlich, über was für einen begnadeten Schlagzeuger Kreidler mit Thomas Klein verfügen. Vielleicht sollte man sich trotzdem einmal trauen, ihn etwas aus dem Rennen zu nehmen, um so Raum für einen Richtungswechsel zu öffnen. Das gelang ja mit den Barock-Miniaturen von EVE FUTURE schon einmal. Immerhin müssen wir wohl nur zwei Jahre warten.