Wallis Bird
The Architect
Bird Records/Rough Trade
Zwischen den Tanzböden und Chillout-Zonen Berlins hat die Irin ihren Singer/Songwriter-Funk gefunden.
Schön, dass die klassische Berliner Geschichte doch noch existiert: Wallis Bird zog im vergangenen Jahr in die deutsche Hauptstadt und dann erst einmal durch die Clubs. Dieser Ortswechsel ist auf ARCHITECT, dem vierten Album der Irin, zu hören. Die Lagerfeuer-und Straßenmusikmomente sind seltener geworden, dafür setzt Bird ihre Gitarre immer wieder als funky Rhythmusinstrument ein.
Trotzdem gilt auch für ARCHITECT, was bei Wallis Bird – je nach Sichtweise – schon immer irritierte oder faszinierte: dass sie sich zwischen alle Stühle setzt, mit der Elektronik Wohnzimmeratmosphäre erzeugt, ohne Angst vor großen Melodien Intimität sucht, dann aber auch einer zarten Kindermelodie erst recht Schmachtgesang folgen lässt. Nicht nur die Grenze zwischen Liebe und Hass, die Bird in „Gloria“ besingt, ist schmal, auch die zwischen Entspannung und Euphorie in ihrer Musik, zwischen Ruhe und Wahn oder, wenn wir uns schon in Berliner Clubs rumtreiben, zwischen Tanzfläche und Chill-out-Zone.