Kaiser Chiefs
Education, Education, Education & War
SPV (VÖ: 28.3.)
Unverhofft guter Pop-Rock: Die Kaiser Chiefs erreichen in neuer Formation – ohne ihren einstigen Songwriter! – auf einmal wieder Höchstform.
Die Kaiser Chiefs waren nie als Band für die Ewigkeit ausgelegt. Werden Bierzeltbrummer oder gar Indieclub-Besucher in Zukunft noch „Ruby, Ruby, Ruby, Ruby“ grölen? Wohl eher nicht. Die einstigen Hitlieferanten könnten seit Jahren und mindestens zwei Alben kaum irrelevanter sein. Trotzdem schaffte die Band aus Leeds nun etwas, das nur die Allerwenigsten zustande bringen: Trotz Ausstiegs der treibenden Kraft der Band, Drummers und Songwriter Nick Hodgson, legen die „neuen“ Kaiser Chiefs ein mehr als ordentliches Album vor.
Dafür, dass ihr fünftes Werk mit dem zugegeben etwas ungelenken Titel EDUCATION, EDUCATION, EDUCATION & WAR ein Erfolg wird, haben sich die Kaisers wirklich angestrengt – allen voran Frontman Ricky Wilson, der sich sicherlich nicht bei allen sympathisch gemacht hat, als er verkündete, neben den Gigastars Kylie Minogue, Tom Jones und will.i.am Juror der britischen Version der Castingshow „The Voice“ zu werden, um seine Band wieder ins Gespräch zu bringen und das Album an den Mann. Und der darf sich tatsächlich freuen: EDUCATION, EDUCATION, EDUCATION & WAR ist – und dieses harmlose Wort wieder im Kaiser-Kontext ist sensationell: gut.
An einigen Stellen sehr, an anderen Stellen weniger. Im Song „Factory Gates“ grasen die Kaiser Chiefs jedes Alternative-Rock-Klischee ab, bieten mit der Vorab-Single „Bows & Arrows“ allerdings einen super Ohrwurm. „Misery Company“ ist theatralisch-lächerlich, „Ruffians On Parade“ jedoch kann mit seinem einprägsamen Refrain in der oberen Liga mitspielen. „Coming Home“ ist ein absolut passabler Radio-Song, „Meanwhile Up In Heaven“ und „Roses“ sind kuschelrockig-schön anzuhören. Das hätte man der Band echt nicht zugetraut. Every day I love you less and less? Nein, der Trend ist aufgehalten.