Eagulls

Eagulls

Partisan Records/Rough Trade (VÖ: 07.3.)

Der Post-Punk muss als Schmerzmittel für die Quarter-Life-Crisis von fünf Leedser Lads herhalten – und wirkt Wunder.

„AN ALLE BEACH-BANDS, DIE SICH GEGENSEITIG EINEN BLASEN UND DIE KLITORIS DER PRESSE MASSIEREN …“ – so fing ein offener Brief an, den Eagulls vor einem Jahr auf ihrem Blog eagulls.blogspot.com veröffentlichten. Der Brief war eine hasserfüllte Abrechnung mit überprivilegierten (übrigens nicht namentlich genannten) Hype-Bands, die zwar angeblich „Drogen nehmen, aber nie in ihrem Leben einen Dealer getroffen haben“.

Die Anschuldigungen in diesem (seitdem gelöschten) Blogpost waren unverantwortlich pauschalisierend und teilweise sogar sexistisch, aber an einer Sache ließen sie keinen Zweifel: Eagulls haben eine verdammte Wut im Bauch. Die fünf Jungs kommen aus Leeds im Norden Englands und vertonen aufgestaute Aggressivität gegenüber Trash-TV-Akteuren, Politikern und Liebhabern. Ein wichtiges Stilmittel dabei ist der Gesang von Frontmann George Mitchell.

Der wird die Geister spalten: schief glucksender Jüngling oder die verzweifelte Stimme einer bevormundeten Generation? Schwer zu sagen. Eindeutiger sind da die musikalischen Referenzpunkte: Killing Joke (die metallischen Gitarren), Joy Division (die drohend wummernden Bassläufe) und The Cure (das eingängige Riff in der Vorabsingle „Tough Luck“ dürfte Robert Smith Tränen in die Augen treiben – und damit sein Make-up ruinieren).

Innerhalb der – zugegeben zunehmend irrelevanten – Genrebegrenzungen des Rock ist im Jahr 2014 echte Innovation praktisch unmöglich, und auch die Eagulls tragen keine wirklich neuen Argumente zur Debatte über den Tod von „Gitarrenmusik“ bei. Aber ihre Wut und die Fähigkeit, diese zu artikulieren, heben sie von ihren Mitstreitern ab und machen ihr lange erwartetes Album EAGULLS zu einem durchaus bemerkenswerten Debüt. Nicht mehr, aber auch bestimmt nicht weniger.