Katy B
Little Red
Columbia/Sony (VÖ: 07.3.)
Sie war die Stimme der Pop-Werdung von Dubstep und UK House. Mit ihrem zweiten Album legt Ms B den Grundstein für eine Karriere ohne Genrezusatz.
Die Karriere von Katy Brien folgt einem klassischen Drei-Schritt-Muster der britischen Pop-Tradition. Eher zufällig auf den Tracks der coolen Jungs aus Dubstep und Garage gelandet („Konnte halt singen“). Ein Debüt zwischen Verweisen auf die Wurzeln und Avancen an das, was die coolen Jungs für Massengeschmack halten. Und schließlich ein zweites Album, das offenlegt, wie sehr es hier immer schon um Mariah und Michael ging und wie wenig um die Befindlichkeiten irgendwelcher Untergrundhuber.
Auf der entwaffnenden Viel-zu-spät-zum-Schlafengehen-Hymne „5 AM“ oder der Purple-Ballade „All My Lovin’“ gibt Katy B hinreißend die Diva zum Anfassen: nahbar genug, um stundenlang auf der Tanzfläche abzuspacken – aber gewiss zu erhaben, um danach mit einem Tölpel wie uns heimzugehen. Noch stärker aber ist Katy, wenn sie ihren Gesang von der Dramaturgie des Tracks lösen und einfach sie selbst sein kann.
„Crying For No Reason“ ist aktuell die beste Powerballade der Welt und auch der Closer „Still“ zeigt eine stimmliche Reife, die sich zu Zeiten von „As I“ noch schwerlich erahnen ließ. Dass LITTLE RED dennoch zu keinem Zeitpunkt befremdlich wirkt, ist die eigentliche Leistung dieses ganz und gar wundervollen Pop-Albums.