Patten
Estoile Naiant
Warp/Rough Trade (VÖ: 21.2.)
Ein irrer Ambient-Soundtrip, der einige Überraschungen bereithält.
Um sich im weiten Feld elektronischer Soundaktivisten heutzutage durchzusetzen, muss man als Künstler schon einen ganz besonderen Ansatz verfolgen wie etwa Flying Lotus oder Four Tet. Noch nicht ganz so bekannt wie diese beiden ist Patten, ein Musiker und Produzent aus London, der es bis heute geschafft hat, seine Identität geheim zu halten.
Nachdem er voriges Jahr einen Vertrag bei Warp unterschrieben hat und im Herbst mit der EP „Eolian Instate“ eine beeindruckende Visitenkarte ablieferte, präsentiert er mit ESTOILE NAIANT ein Album, das man ohne Übertreibung als kleinen Geniestreich bezeichnen darf. Im Vergleich zu seinen früheren Platten klingen die zehn Tracks deutlich kompakter und ausgefeilter aber nicht eine Spur weniger verspult. Wo es jemand wie Squarepusher mit dem Nervfaktor seiner Klangkonstruktionen manchmal übertreibt, findet Patten den perfekten Mittelweg.
Dabei sind seine Stücke kein bisschen weniger komplex, dafür ist aber sein Gespür für das richtige Mischungsverhältnis von Melodien und Rhythmen deutlich ausgeprägter. In manchen Momenten, wie zum Beispiel beim Titel „Key Embedded“, setzt er sogar vermehrt auf psychedelische Momente, um dann im nächsten Augenblick („Agen“) sich wieder tief vor Aphex Twin zu verbeugen. Die musikalischen Anknüpfungspunkte an das Warp-Sound-Universum der letzten zwei Jahrzehnte sind vielfältig und trotzdem hat sich Patten von allen Vorbildern auf ESTOILE NAIANT weitgehend emanzipiert. Mal sehen, wohin ihn die Reise noch führen wird.