Alben des Jahres 2013 – Platz 1: Jon Hopkins

Immunity

Domino/Good To Go

Es war unsere Platte des Monats 06/2013 und landete bei unseren Albumcharts auf Platz 1. Hier findet ihr die Rezension:

Es war Mitte Oktober, als Jon Hopkins auf seiner Facebook-Seite das damals aktuelle Cover von „The Guardian Guide“, der samstäglichen Kulturbeilage der englischen Tageszeitung, gepostet hat. Darauf zu sehen sind er und Natasha Khan, die Sängerin von Bat For Lashes. Mit ihr hat der Produzent aus London einen Song aufgenommen. Hopkins kommentiert den Magazintitel – mehr selbstironisch als Facebookhaft selbstdarstellerisch – mit den Worten: „First time on the cover of anything“. Vielleicht wird er demnächst posten: „First time ever record of the year“. Jedenfalls kann Hopkins auf ein Jahr zurückblicken, das ihn, der gar nicht mal so gerne im Rampenlicht steht, als Solokünstler aus der zweiten Reihe in den Mittelpunkt gestellt hat; ein Jahr, in dem sich das Interesse an seiner Person potenziert hat, was wiederum für ausverkaufte Gigs gesorgt hat. Der Grund für das alles: Hopkins’ viertes Solo-Album MMUNITY mit dem Hit „Open Eye Signal“, auf den sich 2013 alle haben einigen können.

Jon Hopkins produziert seit mehr als zwölf Jahren Musik, bisher vor allem zusammen mit anderen (Brian Eno, Coldplay, King Creosote) und für andere (Soundtracks für diverse Filme). So gesehen war IMMUNITY ein Werk der künstlerischen Emanzipation. Zwischen Album und Publikum stand diesmal kein Brian Eno und kein Film; IMMUNITY war aber auch die Synthese aller bisherigen Hopkins-Musiken zu seinem Meisterstück: IDM, Techno, Ambient und experimentelle Extravaganzen ließ der Londoner zu einem Album-Album werden, das ohne die Hilfe von sechsstelligen Marketingetats zu einem Ereignis wurde.

Der eher akademische Ansatz, den ein klassisch ausgebildeter Musiker wie Hopkins so leicht wohl auch nicht loswerden kann, ist auch auf IMMUNITY vorhanden, nur: Er stört nicht, weil er zu einem ganz und gar unakademischen Album führt. Die multistilistische Reise durch die (Club-)Nacht wird begleitet von kratzigen, „unsauberen“ Beats. Sie beginnt mit dem Geräusch einer sich schließenden Tür – der Clubgänger auf dem Weg nach draußen. Wie die Nacht im Club beginnt IMMUNITY eher bedächtig und steigert sich langsam bis zum Höhepunkt „Collider“. Mit seinen stolpernden Beats und der drogeninduzierten, klaustrophobischen Stimmung ist dieser Track das größte Zugeständnis an den Zeitgeist auf einem ansonsten zeitlosen Elektronik-Album. Danach geht die Sonne auf und das Album klingt ruhig aus, introspektiv und ambientesk.