Die erfolgreichen Alternative-Rock-Schwarzseher treten aus der Schattenwelt und nähern sich dem Licht und sanften Klängen.

Was für Geschichten mag Brian Molko seinem Sohn wohl vorlesen, welche Lieder vorsingen? Wenn es welche aus dem eigenen Repertoire wie „Ashtray Heart“, „The Bitter End“ oder „Black-Eyed“ sind, dann dürfte der Knirps Albträume bekommen. Die Vaterrolle aber scheint dem Frontmann von Placebo ein Stück aus seiner Schattenwelt zu holen und so manchen seelischen Plagegeist zu vertreiben. Die Überzeugung von der Nichtigkeit alles Seins hat ja bisher fast jedes Album von Placebo geprägt, aber auf Dauer ist diese Haltung zu destruktiv. Für die Band war es also an der Zeit, den Blickwinkel zu ändern. „Wir haben uns erstmalig in unserer Karriere nicht unserem Nihilismus hingegeben, sondern tatsächlich nach so etwas wie dem Sinn gesucht“, erklärt Molko. LOUD LIKE LOVE klingt auch musikalisch wie ein Gegenentwurf zu dem 2009 veröffent­lichten Vorgängeralbum BATTLE FOR THE SUN, einem rastlos rockenden und aufgewühltem Werk. Vier Jahre später präsentiert sich das Trio, das nächstes Jahr seinen 20. Geburtstag feiert, von ganz anderen Seiten. Auch wenn es in „Bosco“ um Alkohol und seine Auswirkungen auf eine Beziehung geht, so ist Placebo damit trotz der thematischen Schwere eine wunderbare, schwelgerische Ballade gelungen. Auch „Hold On“ mit seinen verschleppten Drums, symphonischen Klängen und einem sanften Gitarrenspiel rückt weit ab von dem Gebretter auf BATTLE FOR THE SUN. Vor allem die Keyboards drängen in vielen Songs („Scene Of The Crime“, „Exit Wounds“, „ Purify“) verstärkt ins Zentrum, aus dem die metallischen Gitarren-Riffs häufig verbannt wurden. So spielen Stücke wie das aggressive und grimmige „Rob The Bank“, das die Zügellosigkeit der Finanzwelt thematisiert, dann auch eher eine Nebenrolle. Placebo haben also ein bisschen Frieden geschlossen mit sich und der Welt.