Indie, Rock und Opulenz: Justin Vernons zweites Bandalbum mit Freunden, mit denen er noch mehr vorhat als mit Bon Iver.

Und plötzlich klingt der Kerl wie Prince. Justin Vernon, mit seinem Ein-Mann-Projekt Bon Iver Grammy-Gewinner, Gaststar bei Kanye West und weltberühmt geworden, hat mit dem Volcano Choir aus seinem Heimatstaat Wisconsin ein zweites Album aufgenommen – und mit dem ist er, wie schon früher dieses Jahr mit The Shouting Matches, ganz weit weg von Bon Iver und doch ganz nah bei sich selbst. Während Vernon sich mit The Shouting Matches im Laid-Back-Bluesrock locker machte, hat REPAVE viel von Bon Ivers Pathos, ist aber ein Bandalbum, für dessen Aufnahmen Justin Vernon auf die Musik seiner fünf Jugendfreunde mit seiner Ausnahmestimme „bloß“ reagierte. Gemeinsam bewegen sie sich auf dem Album zwischen von Pauken und Klaviaturen hochgeschaukelter Opulenz, choralen Hymnen („Acetate“, „Byegone“), Rockgitarren, dezenter Elektronik, Verzer­rern, Seefahrerromantik und Textfetzen wie „the honey bin / the bunny’s in“. Justin Vernon schraubt sein auf dem Gros der Platte dezent genug eingesetztes Falsett bisweilen in Disco-Gefilde, zeigt aber auch, dass er die tiefen Töne beherrscht – und damit einmal mehr die Gefühlswelt seiner Zuhörer. REPAVE klingt so bedrohlich und feierlich wie das Meeressturm-Artwork des Albums: als wäre die Sonne noch nicht aufgegangen, aber irgendwo muss sie bereits lauern. Ja, mit Volcano Choir könne er sich schon jetzt ein drittes Album vorstellen, sagte Vernon im Interview mit dem Musikexpress. Es wäre nicht das tragischste Ende von Bon Iver.