Grant Hart
The Argument
Domino/Good To Go
Konzeptrock: Der Ex-Schlagzeuger von Hüsker Dü zeigt sich in Höchstform.
Ein wenig enttäuscht schaute Grant Hart von der Bühne in das Publikum, das nur aus einem kleinen Haufen Alt-Fans bestand. Kaum Frauen waren im Knust in Hamburg im November 2011 zu sehen, auch kein Nachwuchs. Nein, glücklich ist die Karriere des Sängers, Gitarristen und Songwriters nicht verlaufen. Dabei führte er als Teil des Trios Hüsker Dü, damals noch als Drummer, den Hardcore in neue Dimensionen. Nicht zu vergessen, dass er mit „Pink Turns To Blue“, „No Promise Have I Made“ und „Sorry Somehow“ Songs beisteuerte, die einem noch heute das Herz zerreißen. Hat alles nicht geholfen, Hüsker Dü sind zwar Legende, waren einflussreich aber wenig erfolgreich. Während es nach dem unwürdigen, von Alkohol und Drogen angefeuerten Aus zumindest Bob Mould ganz gut erging (Sugar), dümpelte der sympathische, sichtbar gealterte Mann aus Minnesota in den Niederungen des Alternative Rock herum. Trotz bezaubernder Solo-Alben und ergreifenden Stücken („2541“, All Of My Senses“, „The Main“). Wahrscheinlich wird sich die Situation von Grant Hart nach THE ARGUMENT kaum ändern, dabei besteht das Album nicht nur aus stolzen 20 Songs, sondern 20 stolzen Songs. Als Inspirationsquelle diente das unveröffentlichte, „Paradise Lost“ betitelte Manuskript von William S. Burroughs (den Hart persönlich kannte) sowie das gleichnamige, epische Gedicht des Engländers John Milton. Darin geht es unter anderem um den Sündenfall, um den Höllensturz der Engel, was sich auch in Songtiteln wie „War In Heaven“, „Sin“ und „So Far From Heaven“ widerspiegelt. Aber keine Angst, weder klingen die Songs hier pompös und nur in seltenen Fällen sakral. Hätte Hart nämlich den ganzen Stoff von „Paradise Lost“ umgesetzt, das von Vintage-Orgel-Klängen und Gitarren getragene THE ARGUMENT wäre nach seinen Worten wohl ein Vierfach-Album geworden. Deshalb flog alles mit Religion heraus, aber es blieben noch genügend Themen, um dramatische, melancholische, aufgewühlte, erhabene aber auch verspielte Songs zu schreiben. Wer bitte schön braucht da eine Reunion von Hüsker Dü?