Dieser Indie-Rock tröstet den Hörer über den Weltschmerz hinweg, in den ihn die Musik überhaupt erst treibt.

Die Musik der Editors mutet bisweilen an wie ein Bild aus alten Schultagen.  Man hört zwei oder drei ihrer Stücke und direkt sieht man Sänger Tom Smith vor sich, wie er mit einem Zeigestock die Großbuchstaben der kreideweißen Überschrift entlang streicht: „ How to sell a pop song“. Die Band aus Birmingham hat darauf eine denkbar einfache Antwort: Ihre Musik tröstet den Hörer über eben jenen Weltschmerz hinweg, in den ihn die Musik überhaupt erst treibt – wie Gift und Gegengift. Eine Strategie, die man auch dem neuen Album der Band anhört. Jede Textzeile, jeder donnernd geschlagene Rhythmus, jedes wehmütige Gitarrenriff entspringt der immer gleichen Pathosformel. Wie auf den letzten drei Alben der Band klingt das in den besten Momenten immer noch nach perfekt inszeniertem, düster-schwelgerischem Stadionrock. Einen eigenen Sound aber vermisst man. Wieder hört man eine Melange aus U2, Joy Division und Echo And The Bunnymen – immer das Gleiche, nur anders. Nach ihrem letzten Album IN THIS LIGHT AND ON THIS EVENING, auf dem sie mit dem Retrosound von Synthesizern experimentierten, flüchten sich die Editors wieder zurück zu ihren Anfängen und aalen sich in Gitarren-Soundscapes. In nebligen, finsteren Songs verbindet sich der Trübsinn des frühen amerikanischen Indie-Rock mit der Unruhe des Dark Wave. Dazu singt Smith in gespenstischen Metaphern von den Wirren der Liebe, von in Gläsern konservierten Körperteilen und manisch umherflirrenden Schatten. Einzig das folkige „The Phone Book“ sticht heraus. Ansonsten wird man den Gedanken nicht los, die Editors hätten dieses Album schon vor fünf Jahren aufnehmen können. Sie haben aufgepasst auf der Pop-Schulbank – jeder Ton sitzt – aufregend ist ihr Album eben deswegen nicht geraten.