The National schließen mit zurückhaltend-melancholischem Indie-Rock an den Sound des Vorgängers HIGH VIOLET an.

Eigentlich gibt es an dieser beeindruckend reifen und homogenen Platte nichts, aber auch wirklich gar nichts auszusetzen. Man könnte nun eine dringende Kaufempfehlung aussprechen und einfach einen Punkt setzen. Machen wir aber nicht, denn irgendwas gibt’s natürlich immer herumzukritteln. Deshalb sprechen wir jetzt über Erwartungshaltungen: 2007 war es, als The National mit ihrem vierten Album BOXER der große Durchbruch gelang – und das völlig zu Recht. Stücken wie „Fake Empire“, mit dem Barack Obama 2008 seinen Wahlkampf untermalen ließ, oder dem kraftstrotzenden „Mistaken For Strangers“ konnte man auf eine derart obsessive Weise verfallen, dass man sich über Wochen erst mal jeglicher anderer Musik verweigerte. Womit wir uns langsam der Krux von TROUBLE WILL FIND ME nähern; einem Album, mit dem die Band laut Sänger Matt Berninger endgültig zu sich gefunden habe, während man vorher, so Berninger, stets das Gefühl gehabt habe, sich beweisen zu müssen. Und in der Tat: So geerdet klingt das Album auch.

TROUBLE WILL FIND ME ist eine elegante, ausgeruhte und wohltemperierte Platte für Erwachsene geworden, die – perfekt produziert wie sie ist – zu jedem Zeitpunkt absolut herrlich klingt. So weit, so schön. Nur: Sie will nicht so recht hängenbleiben im Ohr. Stücke wie das getragene „Slipped“, das mit ein paar Akkorden auf dem Piano, Berningers samtenen Bariton und ein wenig Gitarren-Bling-Bling eine Wahnsinnsatmosphäre schafft, verdienen ohne Zweifel Bestnoten, und dennoch wünscht man sich eine Spur mehr Ecken und Kanten, eine Spur mehr „Mistaken For Strangers“, um sich gänzlich auf dieses Album einzulassen. Sind The National nicht eine Rockband? Nun ja. Ab und an wird zumindest das Tempo auf dem neuen Album dezent angezogen und in „Sea Of Love“ darf Schlagzeuger Bryan Devendorf sogar mal ein bisschen lauter trommeln.

Am stärksten gerät TROUBLE WILL FIND ME aber immer dann, wenn es richtig traurig wird: „Fireproof“ webt den Hörer mit süßsauren Arpeggien, Pianotupfern und sanft federndem Schlagzeug in einen Kokon aus Melancholie ein, während der Höhepunkt „Humiliation“ mit seinem grandios gezogenen Spannungsbogen ein dermaßen perfektes Stück Musik geworden ist, dass man dabei zusehen kann, wie sich einem die Härchen auf der Haut aufstellen. Es ist schwer zu sagen, ob einen dieses Lied jetzt nun euphorisch oder doch eher melancholisch macht, wahrscheinlich ist es irgendwas dazwischen. Schöner geht’s auf jeden Fall nimmer – durchproduzierter aber auch nicht.