Phoenix
Bankrupt!
Glassnote/Warner
Die beste Discofox-Band der Welt ist zurück! Mit bratzigen Synthesizern! Und Hits, natürlich!
Von Anfang an waren Phoenix eine Retroband, wie sie im Buche steht. In Simon Reynolds’ viel diskutiertem „Retromania“ (2011) nämlich. Allerdings ging das eben schon mit ihrem Debüt UNITED los, das mit den unschuldigen Teenage- wie den High-End-Produktion-Popträumen der späten Siebziger und der Achtziger nur so um sich warf. Damals, im Jahr 2000, wurde ja wenigstens noch in ein paar Ecken, im HipHop zum Beispiel oder in der Housemusik, darauf gebaut, dass der Popmusik auch in Zukunft ein paar Innovationen abzutrotzen sein müssten. Von neuen Sounds und frischen Erkenntnissen aus diesen Ecken haben Phoenix ja auch immer profitiert: Timbalands Hits wie French House klangen mit in ihren offensiven Produktionen. Aber innovativ in diesem Sinne wollte das Quartett nie sein, sondern einfach nur die anziehendsten und ausgefuchstesten Popsongs aufnehmen, wie sie Prince oder Hall & Oates ja leider nicht mehr hinbekamen nach ihrem Abstieg in die Liga der gewöhnlichen Gentlemen. Die hohe Qualität, die die Band darin erreicht hat, hat Phoenix letztlich davor bewahrt, mit dem nächstbesten Trend weggeschwemmt zu werden.
Vier Jahre nach WOLFGANG AMADEUS PHOENIX stellt sich nun die Frage nach dem Anknüpfen-Können. Können sie? Sie können! Ihr zwischenzeitlich abgegebenes Statement, wonach Phoenix sich nun um „something more experimental“ bemühen wollten, kann man dabei getrost vergessen. Für alle Menschen, die ihre melancholisch-euphorischen Melodien lieben, von diesem süßen Paradoxon nicht genug kriegen können, gibt es auf BANKRUPT! mindestens acht gute Nachrichten. Und für die, die das Rauschhafte ihrer Songs lieben, eine neue Dosis. Auffällig ist allerdings, und das meinten sie wohl mit „experimental“, dass der Synthesizer, der in ihrem Sound schon immer eine wichtige Rolle spielte, diesen jetzt dominiert. Gleich bei der Vorabsingle „Entertainment“ gibt er eine derart cheesy „asiatische“ Kindermelodie zum Besten, die selbst Kitschbaron Brandon Flowers ein schiefes Grinsen ins Gesicht zaubern dürfte. Bald kommen Linn-Drum-Claps und -Bums hinzu und immer noch mehr ausgedehnte Synthesizer-Flächen und -Arpeggien, bis alles brummt und strahlt.
Auch wenn Kompressions-Techniker Philippe Zdar, der hiermit sein drittes Phoenix-Album produziert hat, ein paar Regler nach rechts dreht, die es in den Achtzigern noch gar nicht gab, und er Bankrupt! damit soundtechnisch in die aktuell hippe Mitte zwischen Chillwave und dem „Drive“-Soundtrack schiebt: Mit ihrer neuen Platte ist die Gruppe so nahe an die 80s herangerückt wie seit ihrem Debüt nicht mehr. Wo United allerdings noch nach Motto-Party klang, präsentiert sich Bankrupt! als rundes Album von vier Musikern, die gar nicht immer so schluffig tun brauchen. Tatsächlich sind die so was von gerissen.