The Knife
Shaking The Habitual
Rabid/Coop/Universal 5.4.
Sieben Jahre nach ihrem letzten „richtigen“ Album kommen The Knife mit einem fordernden und überlangen Techno-Exorzismus zurück.
Wenige Alben-Ankündigungen haben Blogosphäre und Musikgelehrte 2013 so in Alarmbereitschaft versetzt, wie die von SHAKING THE HABITUAL, dem fünften Studioalbum des schwedischen Duos The Knife. Natürlich hat man in der Zwischenzeit nicht auf Musik der beiden verzichten müssen. Das Solo-Album von Karin Dreijer Andersson als Fever Ray war mystischer und spannender Elektro-Pop, während ihr Bruder Olof unter seinem Alias Oni Ayhun diverse 12-Inches mit kaltem, experimentellen Acid-Techno veröffentlichte. Gerade die Einflüsse von Letzterem sind unüberhörbar auf dem neuen gemeinsamen Album. Die Beats sind forscher, weniger vertrackt als auf der komplett wahnsinnigen Single „Full Of Fire“, die fast zehn Minuten lang die Dämonen aus dem Ohr jagt. Solche Längen sind auf SHAKING THE HABITUAL keine Seltenheit; irgendwo müssen die 96 Minuten Spielzeit ja herkommen. Während viele Alben sich wieder auf die Kürze besinnen, werden die Tracks hier so lange durchgezogen, bis nichts mehr geht. Das ist oft sehr erfreulich. Zum Beispiel auf dem zappeligen Hochgeschwindigkeits-Fast-Instrumental „Networking“, das über einen unruhigen Techno-Beat nur auf die zerfetzte Stimme von Karin setzt. Oder beim orientalischen Beat-Mindfuck „Without You My Life Would Be Boring“. Leider ist die Platte als Ganzes schwer verdaulich. Die ausufernden, gerne 20-minütigen Drone-Exkurse, in denen entweder außer nervösem Tippeln und stetem Hintergrundnoise nicht viel passiert oder der Sound leider komplett nervt, lassen das Album eher zu einer Art Enzyklopädie werden. Die liest man ja auch nicht am Stück, sondern schaut immer wieder hinein.
Christopher Hunold